Essen. . In der letzten Woche erfasste ein Opel eine 53-Jährige auf einem Zebrastreifen. Am Wochenende erlag die Frau ihren Verletzungen. Eine Rekonstruktion.
- Kreuzung Kruppstraße/Hindenburgstraße gilt offiziell nicht als Unfall-Schwerpunkt
- 53-Jährige ist die zweite Verkehrstote auf Essener Straßen in diesem Jahr
- Wer den Schauplatz länger beobachtet, stellt fest: Gefährliche Szenen gibt es ständig
Man fragt sich, wie das passieren konnte – es war am helllichten Tag, die Stelle ist eigentlich gut einsehbar, nichts behindert die Sicht, und scharfe Kurven gibt es auch nicht. Doch wenn man sich nur wenige Minuten an diesen Schauplatz stellt und Szenen auf sich wirken lässt, die sich hier abspielen, wird einem vielleicht etwas klar.
Am Mittwoch, 31. August, ist auf dem Zebrastreifen an der Ecke Hindenburg-/Bismarck-/Kruppstraße eine Essenerin von einem Opel erfasst worden. Das Auto kam aus der Innenstadt, fuhr über die Hindenburgstraße und bog dann, vor der ehemaligen Luisenschule, dem heutigen Stadtarchiv, rechts ab. Es ist eine langgezogene Kurve.
Auto kam erst nach 20 Metern zum Stehen
Der Opel erfasste die Frau, die mit einem Fahrrad unterwegs war, und erst rund 20 Meter später kam das Auto zum Stehen, die Frau wurde offenbar so weit mitgerissen. Vor Ort musste die 53-Jährige reanimiert werden, kam in ein Krankenhaus. Dort erlag sie in der Nacht zum Sonntag ihren Verletzungen.
Neongrüne Markierungen sind noch Tage später auf dem Asphalt zu sehen – klar zu erkennen die Silhouette des Unfallopfers; gestrichelte Linien markieren offenbar den Weg, den das Unfallauto nach dem Aufprall nahm. Der Fahrer (64) stand unter Schock. Drei Frauen hatten den Vorgang mitbekommen, halfen dem Mann und der Frau sofort, auch mit Erste-Hilfe-Maßnahmen. Polizei-Sprecher Marco Ueberbach sagt: „Dass sich Bürger so kompetent und couragiert verhalten, ist sehr positiv, das kann man gar nicht genug betonen.“
Eine der Ersthelferinnen verfasste später einen Eintrag ins Internet: „Die Polizei bat mich, als der Krankentransport fuhr, ob ich mich um den Autofahrer etwas kümmern könnte – er saß da, blass, zitterte, hatte Tränen in den Augen und stand kurz vor dem Zusammenbruch. Mein Vorschlag: Jeder der im Straßenverkehr mitfahren will, sollte alle drei bis fünf Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs machen müssen.“
Viele Autofahrer schauen hier lange nach links
Viele Autofahrer, die den gleichen Weg wie der Unglücksfahrer nehmen, schauen sehr lange nach links, während sie die rechte Abbiegespur befahren. Kein Wunder: Vier Spuren kommen da aus Richtung Hauptbahnhof und A40, eine gewaltige Blechlawine rollt da im Rhythmus an, den Ampeln vorgeben, und das könnte ein Grund sein, warum der Opel-Fahrer die 53-Jährige schlicht nicht gesehen hat. Sie war übrigens mit dem Fahrrad unterwegs – ob sie ihr Rad über den Zebrastreifen schob oder nicht, ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt.
Es ist auch immer noch nicht klar, ob sie von links oder rechts kam, Hinweise werden dringend benötigt (Telefon: 0201/829-0). Besonders dann, wenn sie von links gekommen sein sollte: Eigentlich sieht man diese Fußgänger. Es sei denn, man schaut gar nicht hin, sondern achtet komplett auf das, was von links kommen könnte.
Zweite Verkehrstote in Essen im Jahr 2016
Nach dem Bekanntwerden des Todes der Frau hat sofort jemand eine rote Grablampe auf die Spitze der Verkehrsinsel gestellt. Die Frau ist die zweite Verkehrstote in Essen in diesem Jahr. Fall eins ereignete sich Silvester, als eine Frau in Steele von einem Streifenwagen erfasst wurde. Die Verkehrsunfallkommission, in der Stadt und Polizei regelmäßig zusammenkommen, kennt rund 300 „Gefahrenstellen“ im Stadtgebiet.
Dann sahen wir am Montag noch, wie ein roter Toyota für einen Fußgänger an der Unglücksstelle hielt, eben so, wie es vorgeschrieben ist, und dahinter fuhr ein weißes Mercedes-Cabrio, der Fahrer blickte nur nach links, und erst im letzten Moment schaute der Fahrer wieder auf seine Fahrbahn, bremste abrupt, verhinderte so gerade einen Auffahrunfall.
Diese Kreuzung gehört bislang nicht zu den ausgemachten, offiziellen Gefahrenstellen. Man wundert sich.