Essen.. Sieben vorläufige Festnahmen, zehn Anzeigen wegen sexueller Belästigung: Die Polizei hat eigens eine Ermittlungskommission eingerichtet.
Es hätte ein friedliches Stadtfest werden können: In zwei Jahrzehnten „Essen Original“ hat es noch nie so wenige Einsätze wegen Körperverletzungen oder betrunkenen Besuchern gegeben wie an diesem Wochenende. Dass Polizei und Sicherheitskräfte in der City dennoch im Dauereinsatz waren, ist einem für diese Stadt neuen Phänomen der Kriminalität geschuldet: Sexuelle Übergriffe auf Frauen durch „Männer mit augenscheinlichem Migrationshintergrund“, so die Polizei, haben die dreitägige Veranstaltung überschattet.
Dieter Groppe ist fassungslos: „So etwas haben wir bisher noch nicht erlebt“, sagt der für das Festival verantwortliche Chef der Essen Marketing Gesellschaft (EMG).
20 Anzeigen wegen Körperverletzungen und Trickdiebstählen
Neben 20 Anzeigen wegen Körperverletzungen und Trickdiebstählen liegen der Polizei bislang zehn Fälle von sexueller Belästigung und Beleidigung vor. Nicht auszuschließen, dass es noch mehr werden. Sieben junge Männer wurden am Freitag und Samstag festgenommen. Zumindest bei vier von ihnen handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um in Essen lebende Flüchtlinge aus Nordafrika und dem arabischen Raum. Alle Verdächtigen wurden nach ihrer Vernehmung durch die Polizei am Sonntag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Inzwischen arbeitet eine eigens eingerichtete Ermittlungskommission die Übergriffe auf, zu denen es an gleich an mehreren Orten in der Innenstadt kam. Die zwei gravierendsten passierten am Samstagabend um etwa 23.30 Uhr vor der Bühne auf dem Kennedyplatz und am Freitag gegen 22 Uhr vor der Marktkirche.
Zivilfahnder überwältigen Duo auf dem Kennedylplatz
Kaum hatte der Soulsänger Seven sein Konzert auf der Hauptbühne beendet, näherten sich zwei 18 und 25 Jahre alte Männer in der Menschenmenge einer 18-Jährigen und berührten sie unsittlich, so die Polizei. Zivilfahnder, die die Attacke sahen, überwältigten das Duo, das sich heftig wehrte.
Vier bis sechs weitere Täter konnten allerdings unerkannt entkommen: Sie gingen vor der Marktkirche zwei 17 und 18 Jahre alte Festivalbesucherinnen an, kreisten sie ein, tanzten sie an und sollen sie sexuell genötigt haben, so die Polizei.
Zwei in der Nacht zum Sonntag festgenommene Männer sollen eine 37-Jährige obszön beleidigt haben. Bereits in der Nacht zum Samstag griffen Beamte zwei 16-Jährige auf, die ein weibliches Opfer belästigt haben sollen. Der Vorwurf ließ sich nicht erhärten. Auf freien Fuß kam auch ein 46-Jähriger. Gegen ihn wird allerdings weiter wegen sexueller Beleidigung ermittelt.
Zudem sahen sich Besucher zwischen dem Viehofer Platz und der Lichtburg auf der Kettwiger Straße immer wieder mit Männern konfrontiert, die sie antanzten. Vermutlich handelte es sich um Taschendiebe auf Beutezug. Polizei und Veranstalter reagierten noch während des laufenden Stadtfestes auf die Zwischenfälle: Die Zahl der Zivilfahnder wurde noch einmal aufgestockt. Die EMG schickte weitere zehn Sicherheitskräfte auf die Straße und ließ die Beleuchtung auf der Kettwiger und an der Ostseite des Kennedyplatzes hochfahren. „Das, was wir machen konnten, haben wir gemacht“, versichert Groppe.