Essen. Bis 2020 sollen 3000 neue Kita-Plätze in Essen entstehen, denn die Zahl der Kinder im Stadtgebiet wächst weiter. Das liegt nicht nur an Flüchtlingen.

  • Zwei Standorte für bauliche Provisorien sind schon ausgemacht
  • In bestehenden Kitas soll außerdem weiter gezielt Überbelegung stattfinden
  • Die Versorgungsquoten liegen noch weit entfernt von den Zielen: 35,4 statt 40 und 94,3 statt 100 Prozent

Die Stadt plant erstmals Kita-Plätze in Containern, um laufende Engpässe zu überbrücken. Es ist absehbar, dass im kommenden Kindergartenjahr 2017/-18 rund 1000 Plätze fehlen werden – nur für den Bereich „Ü3“, also für Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt. Deshalb sollen an mindestens zwei Standorten – auf dem Gelände der städtischen Kindertagesstätten Seumannstraße, Altenessen, und Portendieckstraße, Schonnebeck – bauliche Notlösungen geschaffen werden. Ein dritter Standort sei „in Prüfung“, heißt es.

Jeder Container, der jeweils eine Gruppe beheimaten soll, enthält zwei Räume und eigene WC-Anlagen. Noch ist über die Standorte jedoch nicht endgültig entschieden, heißt es. Wie lange die Container stehen bleiben werden, ist ebenfalls offen.

Fest steht hingegen, dass es in den Kitas noch enger wird. Noch während des im August angelaufenen Kindergartenjahres 2016/-17 sollen weitere 93 Plätze für „Ü3“-Kinder entstehen, indem bestimmte Gruppen mit vereinzelten, zusätzlichen Plätzen gezielt überbelegt werden. Das geht aus einer aktuellen Vorlage hervor, mit der sich der Jugendhilfeausschuss in seiner September-Sitzung beschäftigen wird.

„Wir schaffen bis zum Jahr 2020 3000 neue Betreuungsplätze für Kinder“, hatte erst in dieser Woche Sozialdezernent Peter Renzel erklärt. Das ist nötig, weil die gegenwärtig rund 20 000 Betreuungsplätze bei weitem nicht mehr ausreichen – obwohl seit 2008 mindestens 5000 neue Plätze geschaffen wurden, allein für Kinder unter drei Jahren („U3“). Die derzeitigen Versorgungsquoten liegen bei 35,4 Prozent im Bereich „U3“ und bei 94,3 Prozent bei den älteren Kindern. Angepeilt sind jedoch Quoten von 40 bzw. 100 Prozent. Der Ausbau der Plätze für jüngere Kinder kostete unterdessen zahlreiche Plätze für ältere Kinder – und das, obwohl eine massive Offensive seit Jahren dafür sorgt, dass an vielen Stellen im Stadtgebiet neue Kitas eröffnen oder baulich erweitert werden.

Und trotzdem: Eine völlig veränderte Bevölkerungs-Entwicklung macht einen wesentlich schnelleren Ausbau nötig. Bis 2020, prognostiziert man derzeit, wird die Zahl von Kindern weiter steigen. Das liegt nicht nur an Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten: Allein 1545 Kinder und Jugendliche aus anderen EU-Ländern zogen im Jahr 2015 neu nach Essen; im Jahr 2013 lag dieser Wert noch bei 731 Personen. Insgesamt zogen im vergangenen Jahr 40 914 Menschen neu nach Essen; vor drei Jahren waren es noch knapp 27 500.

Wie sehr die Situation drängt, zeigt auch die Tatsache, dass das neue, Online-Vormerk-System „Little Bird“, am Donnerstag im Internet gestartet, bereits am Freitagmorgen rund 2700 Reservierungs-Anfragen von Familien für einen Betreuungsplatz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter registriert hat.