Zwei junge Essener arbeiten ehrenamtlich in einer Grundschule in Afrika. Der Verein Tarikih betreut das Projekt
SERIE: MITMENSCHEN Was sie am Ziel ihrer Reise wirklich erwartet, können sie bisher nur ahnen: Am Freitag fliegen Nora Haberscheidt (19) und Marius Buschmann (24) mit dem Essener Verein Tarikih e.V. nach Kenia. Die Abiturientin aus Überruhr und der Tischler aus Holsterhausen werden für sechs Wochen in einer afrikanischen Grundschule, der Laza Primary School, arbeiten.
Die Reisevorbereitungen sind in vollem Gange. Fleissig büffeln sie die Landessprache Kisuaheli, die Impfungen haben sie sich abgeholt, wöchentlich schlucken sie ihre Malariatabletten und der schwere Rucksack steht fertig gepackt in der Ecke.
"Natürlich frage ich mich manchmal, ob die Entscheidung nach Kenia zu fahren wirklich richtig war", gesteht Marius, "aber wir passen schon auf uns auf. Überall auf der Welt kann es gefährlich sein". Von den Problemen, die Kenia zu Jahresbeginn weltweit in die Schlagzeilen brachten, sei vor Ort kaum noch etwas zu spüren. "Unser Einsatzort ist so weit ab vom Schuss, da spielt Politik keine große Rolle", weiß Marius.
"Tarikih - kurz für: Tana River Kinderhilfe - hilft dort, wo die großen Organisationen gar nicht erst hingehen. Seit sechs Jahren baut der Verein eine Grundschule. Inzwischen lernen dort mehr als 1000 Kinder. Alle zwei Jahre organisiert Tarikih ein Workcamp. Arbeiten werden wir handwerklich und pädagogisch", erklärt Nora.
Während ihres Aufenthalts wohnen Nora und Marius bei Gastfamilien in landestypischen Lehmhütten, sie essen das Gleiche wie ihre Gastgeber und ihr Trinkwasser kommt direkt aus dem Fluss.
Beide haben lange für das Abenteuer gespart. Fördergelder wurden zwar bewilligt, allerdings nicht in der erhofften Höhe.
"Ich will nicht nur helfen, sondern auch für mich persönlich etwas lernen. Dass ich in den nächsten sechs Wochen nicht die Welt rette, ist mir klar", begründet Nora ihre Motivation. Marius setzt noch einen drauf: "Viele in unserem Alter machen klassischen Ballermann-Urlaub. Sie fahren weg, tun aber dann das Gleiche wie immer. Ich möchte auch die Welt sehen, dabei aber was Sinnvolles tun. Alle reden immer nur von den Problemen in der Welt, wir packen selber an." Nora nickt und stimmt ihm zu: " Die Leute in unserem Alter müssen verstehen, dass wir hier im Vergleich zu Afrika echt im Luxus leben. Es sollte wichtigeres geben, als ständig Party zu machen."
Party? Am Ziel erwartet sie die verschlafene Karumaindo-Bar. Um dort hinzukommen, müssen sie fast eine Stunde laufen. Das Bier wird lauwarm serviert. Wenn es denn gerade mal welches gibt.