Essen. . Auf Fahrradstraßen haben die Radfahrer Vorfahrt . 37 davon gibt es bereits in Essen. Im Jahr der Grünen Hauptstadt sollen es deutlich mehr werden.

  • Auf Fahrradstraßen haben die Radfahrer Vorfahrt
  • 37 davon gibt es bereits in Essen
  • Im Jahr der Grünen Hauptstadt sollen es deutlich mehr werden

100 Fahrradstraßen in Essen: Dieses ambitionierte Ziel hat jetzt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Essen zusammen mit den Grünen, der Mobilität-Werkstadt, dem Netzwerk Velo City Ruhr und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) für das Jahr 2017 formuliert. Damit wollen die Unterstützer das Rad stärker als Alltags-Verkehrsmittel ins Bewusstsein rücken und dem Titel „Grüne Hauptstadt“ gerecht werden, den Essen im kommenden Jahr trägt.

Dass die Polizei die vergangene „Critical Mass“-Tour in der Innenstadt aufgelöst hat, bei der sich Radfahrer übers Internet verabreden, um in Kolonnen durch die Stadt zu radeln, zeigte vielen Teilnehmern und Beobachtern vor allem eines: Radfahrer werden auf den Straßen oftmals nicht als gleichwertige Verkehrsteilnehmer angesehen, vielmehr empfinden sie manche Autofahrer als Hindernis, gar Ärgernis.

Auf Radstraßen ist das anders: Dort haben die Drahtesel Vorrang, sie bestimmen das Tempo und dürfen auch nebeneinander herfahren. „Andere Verkehrsteilnehmer, auch Autos, sind hier nur Gäste“, erläutert der Grünen-Politiker Rolf Fliß, Sprecher der Essener Fahrrad Initiative, der sich auch als Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses in der Stadt für die 100 Fahrradstraßen stark macht.

Radverkehr hat es in Essen schwer

37 Fahrradstraßen hat Essen bereits: „Damit gehören wir in NRW zur Spitze“, so Fliß. Doch auch, wenn noch in diesem Jahr der Hellweg in Freisenbruch dazukommen soll – die 100 bis nächstes Jahr zu erreichen, erscheint arg ambitioniert. „Der Rat der Stadt Essen hat das Ziel ausgesprochen, bis 2035 den Verkehr der Stadt zu je einem Viertel auf Autos, ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer zu verteilen“, erläutert Friederike Behr von Velo City Ruhr. „Angesichts dessen, dass der Radverkehr in Essen derzeit lediglich fünf bis sieben Prozent beträgt, wovon ein Großteil auch noch auf den Freizeitverkehr fällt, ist das ein nicht minder ambitioniertes Ziel – und das wiederum braucht ambitionierte Maßnahmen.“ Eine solche seien die 100 Radstraßen, sind die Initiatoren überzeugt – zumal der Kostenaufwand, der hauptsächlich durch eine entsprechende Beschilderung und Fahrbahnmarkierungen entsteht, vergleichsweise günstig erscheint.

In den Fokus sollen vor allem Straßen geraten, die die Lücken im Hauptroutennetz der Stadt schließen können. „Das ist momentan ein ziemlicher Flickenteppich“, so Fliß. Geeignete Straßen müssten über eine Mindestbreite, einen guten Fahrbahn-Belag und über eine Beleuchtung verfügen. Zudem sollten sie zu wichtigen Zielen wie Geschäften, Schulen oder öffentlichen Einrichtungen führen. Radwege ersetzen sie aber nicht, betont Fliß: „Fahrradstraßen stellen Ergänzungen in den Stadtteilen abseits der Hauptstraßen dar.“ Wichtig sei es, Anwohner frühzeitig zu informieren und Wünsche zu berücksichtigen: „Das ist Aufgabe der Stadt und der jeweiligen Bezirksvertretungen.“ Dort fallen auch letzten Endes die Entscheidungen zu den jeweiligen Fahrradstraßen.