Essen. Das Gründerzentrum Triple Z platzt aus allen Nähten und will 2017 eine neue Halle bauen. Möglich machen das Aktionäre, die Gewinne nicht abschröpfen.

  • Das Triple Z bietet derzeit 90 jungen Unternehmen Büros und Hallen
  • Die Nachfrage ist groß, so dass das Gründerzentrum eine neue Halle bauen will
  • Im August wird aber erstmal der 20. Geburtstag gefeiert

Als Dirk Otto zum ersten Mal in der alten Lohnhalle der Schachtanlage 4/5/11 der Zeche Zollverein stand, da erinnerte ihn der dunkle Bau eher an ein Krematorium. „Das war alles so finster dort. Der Boden braun gestrichen, die Wände dunkel.“ Otto, damals Mitarbeiter der städtischen Wirtschaftsförderung, musste nach eigenem Bekunden viel Phantasie aufbringen, um sich an diesem Ort ein Existenzgründer-Zentrum vorstellen zu können, das Aufbruch statt Abbruch ausstrahlte.

Seit 20 Jahren nun beherbergt die alte Zechenanlage in Katernberg das Gründerzentrum Zukunfts-Zentrum-Zollverein – kurz Triple Z. Die roten Backstein-Gebäude sind mittlerweile saniert und nahezu vollständig an insgesamt 90 junge Unternehmen vermietet. Über 98 Prozent der Flächen seien damit belegt, berichtet Dirk Otto, der seit Gründung des Zentrums der Vorstandsvorsitzende der Triple Z AG ist. „Wir stoßen an unsere Grenzen.“

Strukturwandel nach dem Bergbau voranbringen

Deshalb will das Triple Z expandieren – vorausgesetzt, der Aufsichtsrat gibt dafür grünes Licht. Im kommenden Jahr soll mit dem Bau einer neuen Halle begonnen werden, die dann Platz für acht bis neun Unternehmen bieten soll. Die Flächen dafür hat die Triple Z bereits erworben, sie grenzen an das bisherige Gelände an, liegen allerdings auf Gelsenkirchener Stadtgebiet. Die Investition von rund 1,4 Millionen Euro stemmt das Triple Z aus eigenen Mitteln. „Seit 19 Jahren schreiben wir schwarze Zahlen“, sagt Otto. Im vergangenen Jahr blieb bei einem Umsatz von rund 1,4 Millionen Euro unterm Strich ein Plus von 39.000 Euro übrig. Bislang hätten die Aktionäre zudem stets auf Ausschüttungen verzichtet, sagt Otto. So konnten die Gewinne in die Rücklagen fließen und machen solche Projekte erst möglich.

Hinter der Idee eines Existenzgründer-Zentrums stand vor 20 Jahren der Essener Konsens – eine Zusammenarbeit zwischen städtischen Trägern, Wirtschaft, Arbeitsagentur und Gewerkschaft. Es ging darum, den Strukturwandel nach dem Bergbau voranzubringen. Von Anfang an war für die Gründerväter aber klar, dass sich das Zentrum selbst tragen sollte. Dennoch ging es am Anfang nicht ohne öffentliche Anschubfinanzierung von zehn Millionen D-Mark. Bis heute stecken zudem noch öffentliche Gelder in der AG, denn knapp die Hälfte der Aktien wird von städtischen Beteiligungsgesellschaften gehalten. Ein Teil der 44.000 Aktien aber gehören auch „normalen Bürgern“, denn das Triple Z sollte ein im Norden der Stadt verwurzeltes „Bürgerschaftsmodell“ sein.

Programm zum Tag der offenen Tür

Den ansässigen Unternehmen indes bietet das Triple Z heute ein attraktives Paket aus kleinen Hallenflächen, Büros, Lagerflächen, Konferenzbereichen und Kantine – eine Art kreativer Campus in trendiger Industriearchitektur. Die Fluktuation ist dank flexibler Mietverträge relativ hoch, und „das soll auch so sein“, sagt Otto. Rund vier Jahre bleiben die Unternehmen im Schnitt dort – im besten Fall gehen sie, weil sie mittlerweile so gewachsen sind, dass sie neue Räume brauchen. Allein im vergangenen Jahr zogen 21 neue Firmen ins Triple Z, weil andere Platz gemacht haben. Unter anderem zogen zwei Unternehmen auf das Gelände der Zeche Zollverein, ins dort sanierte Kammgebäude. „Da sind wir dann Zulieferer für Zollverein“, sagt Otto.

Seinen 20. Geburtstag feiert das Triple Z mit einem Tag der offenen Tür am Freitag, 26. August. Von 13 bis 18 Uhr präsentieren sich unter anderem Firmen des Gründerzentrums und geben auf unterhaltsame, teils spielerische wie experimentelle Weise Einblicke in ihr Arbeitsfeld. Beim einfachen Türenöffnen werde es somit nicht bleiben, sagen die Organisatoren. Mit über 30 Programmpunkten bieten die Unternehmen (Mitmach-)Aktionen für die ganze Familie an: Beispielsweise wird die Markner Nachrichtentechnik die Besucher auf eine Zeitreise per Telefon mitnehmen und in einer Ausstellung dessen Entwicklung zeigen – vom Wählscheibenapparat bis zur heutigen IP-Technologie.

"Handfeste" Basteleien mit Edelstahl

Auch das Unternehmen Planetenwerft hat eine Reise in die Vergangenheit vorbereitet und lässt mit Hilfe neuester Technik das alte Zechengelände wieder auferstehen. Virtual Reality heißt das Verfahren, in dem virtuelle Gegenstände, Gebäude und Personen in die tatsächlichen Räume projiziert werden.

Aber auch „handfeste“ Basteleien mit Edelstahl oder Angebote wie eine Hub-Steigerfahrt werden am Tag der offenen Tür angeboten. Zudem gibt es eine Kinder-Lounge mit Clown Bobori. Die unterschiedlichen Programmpunkte sind über das weitläufige Areal verteilt.