Essen. Messe installiert automatisches System, Gebührenkassieren per Hand entfällt. Es endet aber auch die kostenfreie Nutzung für Anwohner mit Ausnahme der Nacht.

Man kann es sympathisch nennen, dass an den Ausfahrten der Messe-Parkplätze immer noch Messe-Mitarbeiter von den Autofahrern Bargeld einsammeln. Man kann es aber auch so sehen wie Messe-Chef Oliver P. Kuhrt, der schon kurz nach seinem Dienstantritt 2014 beschloss, dem Unternehmen eine moderne Parkplatz-Technik für die insgesamt 5000 Stellplätze in Rüttenscheid zu verpassen.

Sie soll den Kunden vor allem bei der Ausfahrt nicht mehr in langen Warteschlangen die Zeit stehlen und der Messe Geld sparen. In diesen Tagen werden die Automaten und Schranken eingebaut, Ende Juli soll alles einsatzbereit sein, sagt Messe-Sprecherin Daniela Mühlen, die zu den Kosten nichts sagen wollte. Dem Vernehmen nach handelt es sich aber um eine knappe Million Euro.

Damit verbunden sei ein optimiertes Leitsystem. „Es wird Messe-Kunden anzeigen, wo es noch freie Parkplätze gibt und wo nicht mehr“, sagt Martina Merle, Abteilungsleiterin Service bei der Messe. Die Anzeigen an den Straßen gibt es zwar schon länger, aber das System war nicht in der Lage, präzise, sekundenschnelle Angaben zu machen. Folge: Mancher Autofahrer erfuhr erst am Eingang des jeweiligen Parkplatzes, dass dieser schon belegt ist.

Anwohner parken nur tagsüber gegen Gebühr

Ganz verzichten auf den Faktor Mensch will die Messe aber auch künftig nicht beim Parkleitsystem. „Gerade bei Großmessen wie der Motorshow brauchen wir immer wieder die ordnende Hand unserer Mitarbeiter.“ Insgesamt aber, das ist klar, werden besonders Parkplatz-Einweiser und Kassierer kaum oder gar nicht mehr benötigt. Etliche Jobs für Studierende oder jobbende Rentner dürften entfallen. Zwar muss sich die Investition erst einmal amortisieren, mittelfristig aber hofft Kuhrt, mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr einsparen zu können, wie er vor einiger Zeit erklärte.

Das neue Parkraumkonzept hat auch gravierende Folgen für Anwohner und parkplatzsuchende Rüttenscheid-Besucher. Wenn gerade keine Messe ist und auch keine Großveranstaltung in der Grugahalle, war das Parken auf dem großen Messe-Parkplatz P 2 (ehemaliger Güterbahnhof Rüttenscheid) rund um die Uhr kostenfrei. Das wird es künftig nur noch von 20 Uhr abends bis 8 Uhr in der Frühe geben. Nur ein kleiner Abschnitt des Parkplatzes im Bereich unter der Straßenbrücke Alfredstraße mit rund 60 Stellplätzen (P 2A) wird weiter durchgehend kostenfrei sein.

Eine ähnliche Regelung gibt es für den Parkplatz P 3 an der Norbert-straße, gegenüber dem Messehaus Ost, das gerade abgerissen wird: Erstmals wird dieser Platz zu den Zeiten, in denen Messe oder Grugahalle keinen Eigenbedarf reklamieren, für die Öffentlichkeit freigegeben. Anwohner parken von 20 Uhr bis 8 Uhr gratis, tagsüber gegen Gebühr. Dasselbe gilt in der veranstaltungsfreien Zeit auch für den Parkplatz P1 gegenüber der Grugahalle.

IGR erzielt einen Kompromiss

Festzuhalten bleibt allerdings: „Die Parkraumbewirtschaftung gilt künftig tagsüber ganzjährig“, sagt Messe-Sprecherin Daniela Mühlen. Wie hoch die Tarife sind, wollte Mühlen noch nicht genau verraten. Nur soviel: „Sie bewegen sich im mittleren Bereich dessen, was auch sonst in Rüttenscheid üblich ist.“

Ursprünglich wollte die Messe noch rigoroser bewirtschaften, die Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) hat aber einen Kompromiss erzielt. Abendlichen Gästen und auch manchem Anwohner, der früh das Haus verlässt, ist so zumindest an vielen Tagen im Jahr ein kostenloser Parkplatz sicher. IGR-Vorsitzender Rolf Krane ist nicht unzufrieden. „Das nächtliche Zeitfenster kommt unseren Gastronomiegästen entgegen. Es entlastet indirekt auch die Anlieger, da der Parkdruck gemindert wird.“

Keine Rolle für das Rüttenscheider Zentrum spielt das bisher nur zu besucherstarken Veranstaltungen geöffnete Parkhaus P5 an der Messeallee, ganz in der Nähe der  A 52 Es wird künftig dennoch in der veranstaltungsfreien Zeit ganztags gegen Gebühr nutzbar sein. Geld bringen dürfte aber eher, dass die Messe hier eine feste Anzahl an Parkplätzen dauerhaft an ansässige Unternehmen vermieten will.