Nah bei den Kunden zu sein, darauf waren sie bei der Sparkasse immer stolz. Und als die Duisburger Kollegen vor gut einem Jahr ankündigten, ihrem Filialnetz deutlich größere Maschen zu verpassen, da wollte man in der Essener Zentrale von solchen Plänen nichts wissen.
Doch das ist vorbei. Dauerhaft wegbrechende Erlöse und ein verändertes Kundenverhalten zwingen nach langem Sträuben jetzt auch die Sparkasse Essen dazu, dem Beispiel vieler Konkurrenten zu folgen und das Filialnetz spürbar auszudünnen: Bis zum Jahr 2020 sollen in vier Schritten stadtweit 14 der 49 Geschäftsstellen geschlossen und neun davon in Selbstbedienungs-Filialen umgewandelt werden. Mit diesem Schritt, der unterm Strich 54 Vollzeit-Arbeitsplätze kostet, hofft das Kreditinstitut, den ansonsten absehbaren dramatischen Schwund beim Betriebsergebnis von nahezu 50 Prozent bis 2020 wenigstens größtenteils ausgleichen zu können.
Filialen schließen, „das ist keine Entscheidung, an der man Spaß hat“, sagte gestern Vorstandschef Volker Behr, nachdem er am Morgen rund 400 Mitarbeiter aus den Geschäftsstellen in der „Lichtburg“ über die anstehenden Einschnitte informiert hatte.
Sie dürfen immerhin darauf vertrauen, dass die Sparkasse zusagt, den anstehenden Personalabbau zunächst bis zum Jahr 2020 ohne betriebsbedingte Kündigungen abzuwickeln. Altersteilzeit-Modelle werde es dabei genauso geben wie Abfindungen: „Gegenüber anderen Branchen“, so Behr, „befinden wir uns noch in der Komfortzone.“
Es gibt Frust – aber eben auch die Einsicht einer Belegschaft, die in den vergangenen Monaten ahnte, dass sich auch Essens Sparkasse dem Trend zu größeren Maschen im Filialnetz nicht dauerhaft verschließen konnte: Einerseits macht die andauernde Niedrigzins-Phase zu schaffen, der Wettbewerbsdruck steigt, die Erlöse sind merklich geschrumpft. Nun folgt, was in den Nachbarstädten zum Teil schon umgesetzt wurde.