Essen.. Die Fotografische Sammlung im Ruhr Museum ist das Bilderarchiv des Ruhrgebiets.  Drei  Fotografen haben das Archiv nun um  zigtausend Motive erweitert.

Dass die Fotografie und das Ruhrgebiet eng zusammengehören, das belegt schon die schiere Zahl der Bilder, über die die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums inzwischen verfügt. Vier Millionen Negative, dazu zehntausend Abzüge und Dias hat man hier gesammelt, zur wissenschaftlichen Verwertung, aber natürlich auch zu Ausstellungszwecken. Und doch tun sich immer noch Lücken in dieser einzigartigen Sammlung auf – regional, aber auch thematisch, zeitlich. Da kommen so umfassende, sorgfältig aufgearbeitete, vielfältige Konvolute, wie sie das Ruhr Museum jetzt von drei renommierte Ruhrgebiets-Fotografen übernehmen konnte, gerade recht.

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Wesentliche Unterstützung für den Ankauf der umfangreichen Bilderschätze hat die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung gegeben, die einen großen Teil des rund 60.000 Euro teuren Ankaufs übernahm. Das Bildgedächtnis des Ruhrgebiets ist damit wieder um viele tausend Ansichten größer geworden. Für Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museum, sind sie eine „ideale Ergänzung“ des ohnehin reichhaltigen Bilderschatzes. Sie zeigen beispielsweise herausragende Kinderporträts, wie sie Diether Münzberg in seiner alten Heimat Duisburg-Hochfeld gemacht hat und die in ihrer unsentimentalen Direktheit zutiefst berühren. Spektakulär sind auch die 360-Grad-Panoramen, die der Fotografie-Professor aus Bielefeld Mitte der 1980er von Ruhrgebietsstädten machte und die für Stefanie Grebe, Leiterin der Fotografischen Sammlung, ein interessanter Anreiz wären, die Panoramen von damals noch einmal aus heutiger Sicht zu zeigen.

Jetzt folgt die digitale Aufbereitung

Gut möglich, das ein Projekt wie dieses in Zukunft Chancen hat, auch wenn mit dem Ankauf der Bilder keine vertragliche Ausstellungspflicht verbunden ist. Aber nach den vorwiegend in Epochen gedachten Überblicksschauen wolle man in Zukunft auch stärker einzelne fotografische Positionen betrachten, erklärt Grütter. Der Brückenschlag zur Folkwang-Universität, die in den nächsten Jahren mit ihren Gestaltern auf das Zollverein-Areal zieht, ist eine spannende Aufgabe. Zukunft und Gegenwart sollen in Dialog treten. Auch mit den Bildern von Joachim Schumacher, der den Transformationsprozess des Ruhrgebiets viele Jahre lang begleitet hat und so bemerkenswert sachlich, ungeschönt und doch voller herzenstiefer Aufmerksamkeit auf dieses aufsehenerregende Einerlei der Hinterhöfe und Straßenzüge geschaut hat, dass er zu einem der bekannten Kamera-Chronisten der Region wurde.

Eine Lücke der Sammlung schließt auch Klaus Sannemann. Der Werks- und WAZ-Fotograf hat seine Kamera vor allem auf das östliche Ruhrgebiet gerichtet. Seine Aufnahmen vom Bergbau oder aus der Koran-Schule zeigen Lebenswirklichkeits-Dokumente, die weit mehr sind als eine Erfüllung der Chronistenpflicht.

Dass es keinen besseren Ort gibt als das Ruhr Museum, um Bilder wie diese für die Nachwelt erhalten und aufbereitet zu wissen, darin sind sich alle drei Fotografen einig. Zumal die zigtausend Negative, Abzüge, Dias nun auch digital gesichert werden. Wie das Ruhrgebiet hat ja auch die Fotografie in den vergangenen Jahren einen epochalen Umbruch erlebt – vom analogen zum digitalen.

Fotografische Sammlung des Ruhr Museums

Die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums besteht seit 1989. Zunächst wurde sie im Museum Folkwang von Ute Eskildsen aufgebaut, später ging sie ans Ruhrlandmuseum, heute Ruhr Museum.

Schwerpunkt der Sammlung bilden die 1950er bis 1970er Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Lauf der Zeit wurden die Archive und Nachlässe vieler namhafter Fotografen angekauft.

Mit etwa vier Millionen Negativen und einigen zehntausend Abzügen und Dias ist die Sammlung mittlerweile das größte und bedeutendste Archiv historischer und zeitgenössischer Fotografien der Region, ihrer Landschaften, Menschen, Freizeitaktivitäten und Arbeitsstätten. Ein großer Teil der Sammlung ist digitalisiert und im Internet unter der Adresse www.ruhrmuseum.de – Unterpunkt „Service“ – für jedermann recherchierbar.