Neue Besen kehren gut. In der Galerie Obrist hängen sie nun an den Wänden. Quadratisch, farbig, haptisch, gut. Ottmar Hörl, der seine poppig-bunten Goethe-Figuren Wagner-Wiedergänger und Dürer-Hasen sonst in Mannschaftsstärke auf die öffentlichen Plätze stellt, hat sie kreiert und verweist damit gleich auf die konkrete künstlerische Nähe zum „Macher“ dieser besonderen Schau: Jürgen Paas. Erstmals hat Galerist Torsten Obrist einen Künstler der Galerie eingeladen, nicht mit eigenen Werken, sondern mit einer Zusammenstellung von befreundeten und geschätzten Künstlern in Erscheinung zu treten. Den Auftakt macht Paas. Fortsetzung folgt im nächsten Sommer.
Wobei dieser renommierte, international gut vernetzte, seit Jahren in Essen lebende Künstler den Begriff „Macher“ so gar nicht durchgehen lassen würde. Eigentlich hat Paas für die aktuellen „Positions“ in der Galerie Obrist nur eine Liste gemacht. „Ich bin ja kein Kurator.“ Fünf Namen standen darauf. Und dass es keine einzige Absage gab, spricht schon mal für Paas’ Talent, Menschen und Themen, Positionen und Gedankenverbindungen zusammenzuführen. Entstanden ist eine Schau, die nicht das eine,vordergründig-verbindende Thema sucht, sondern im lockeren Miteinander spannende künstlerische Wahlverwandtschaften entdeckt.
Manche dauern schon eine ganze Weile an wie die Bekanntschaft mit Jürgen Jansen, der nach dem Biologie-Studium unter anderem bei Per Kirkeby studiert hat. In seinen neuen Arbeiten zeigt Jansen flirrende Farbexplosionen, die sich zwischen Blütenteppich und Mikroskopaufnahme bewegen. Anke Eilergerhards rotflammender „Raphael“ aus dem Werkzyklus Wirbelwinde schraubt sich dazu wie ein Farb-Tornado aus Silikon unter die Galerie-Decke. Während die farbigen Pinselstriche bei Matthias Kanter eine fast figürliche Wirkung erzielen und durch die Farblandschaft wanken, als wären da ein paar altmeisterliche Säulen eben vom Himmel gefallen. Fünfter im Bunde ist Norbert Thomas, dessen Objekte im Spannungsfeld zwischen System und Zufall intensiv Bezug nehmen zum Ausstellungs-Initiator. Wie Paas sonst scheinbar leichthändig, aber mit stupender Sorg- und Vielfalt die Möglichkeiten der Farben und Formen auslotet, gelingt es ihm auch kuratorisch, die einzelnen Arbeiten im Kontext noch einmal neu wirken zu lassen.