Essen-Steele. . Der Verein fand erste Bleibe in einem Kiosk auf dem Dreiringplatz. Vorsitzender Arnd Hepprich lässt die zehn Jahre seit Gründung Revue passieren

Drei Namen sind eng mit der Gründung des Steeler Archivs verknüpft: Hans-Walter Konrad, Jürgen Schönwolf und Arnd Hepprich, der Vorsitzende des Vereins. Mit ihm sprach Michael Heiße über die Anfänge des Vereins, die Ziele der Heimatforscher und darüber, dass das Archiv auch heute noch seine Existenzberechtigung hat.

Herr Hepprich, das Steeler Archiv gibt es nun schon seit zehn Jahren. Würden Sie für uns einmal in der eigenen Historie forschen und erklären, wie damals alles begann?

Die Geburt unseres Vereins geht im Grunde bis in das Jahr 2004 zurück. Damals war das Gründungstrio noch in der Steeler Bürgerschaft aktiv, für die wir zu diesem Zeitpunkt die erste eigene Zeitung erarbeiteten. Doch dann wollten wir etwas Eigenes machen.

Ein Herz für Steele hatten sie schon immer, doch warum musste es unbedingt ein Archiv sein?

Da kam einiges zusammen. Rudi Catoir, damaliger Chef des Steeler Werberings, war gestorben, und sein Sohn sprach mich an, ob ich nicht seine historischen Hinterlassenschaften haben wolle: Pläne, Bücher, Zeitungen und ähnliches. Und als dann auch noch der Steeler Apotheker Cornel Badenberg mit einer ähnlich großen privaten Sammlung kam, gab das praktisch den Startschuss zum Archiv.

Sie haben dann sehr schnell Nägel mit Köpfen gemacht ...

Ja. Mit wohlwollender Unterstützung des CDU-Ratsherrn Hermann Marx und der Bezirksvertretung fanden wir unsere erste Bleibe in einem seit vielen Jahren verlassenen Kiosk am Dreiringplatz, den wir praktisch auf eigene Kosten sanierten. Die Bude sah aus wie die Hölle (lacht). Da gab es keine Heizung, keinen Boden und nicht mal eine Deckenverkleidung.

Kein Start nach Wunsch, also?

Ach, wir konnten und wollten nicht klagen. Zumal das gerade einmal knapp 30 Quadratmeter große Domizil ideal für unsere Zwecke war. Am Markttag lief halb Steele an unserem Laden vorbei. Das war genau die Öffentlichkeit, die wir brauchten, um in dieser Anfangszeit auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen.

Um die Finanzierung dauerhaft zu sichern, haben Sie zeitgleich einen Verein gegründet.

Im Jahr 2006 war das. Bei Gründung zählten wir 13 Mitglieder, doch schneller als gedacht hatten wir 50 Leute zusammen, die sich im Stadtteil engagieren wollten.

Wie erklärt sich dieser Zuspruch?

Unser Vorteil war und ist seit jeher unsere Vielseitigkeit. Das spricht viele an. Unser Magazin, die Stela historica, gibt es schon seit Beginn. Zu unserer ersten Ausstellung im Gründungsjahr kamen 1000 Besucher; mittlerweile haben wir 30 davon gemacht. Aber auch Führungen und Aktionen mit Grundschulen. Im Vergleich zu vielen anderen Heimatvereinen und Archiven sind wir thematisch breit aufgestellt. Im Heisinger Paulushof spezialisiert man sich – notgedrungen – auf den Bergbau, beispielsweise.

Gibt die Steeler Historie viel her?

Bergbau spielt hier natürlich eine Rolle. Aber auch die Eisenbahn und die Sanierungsgeschichte Steeles. Ein Vorteil ist auch unsere Personalstärke. Etwa 20 Menschen arbeiten aktiv mit, auch in der Familienforschung. Und es kommen immer welche nach.

Es gibt also keine Zukunftsängste?

Nein. Unser Credo lautet: Zeige den Menschen, warum der Stadtteil so ist, wie er ist. Dann wächst auch ihre Bereitschaft, etwas für den Stadtteil zu tun. Damit haben wir Erfolg. Und dieser verpflichtet uns zum Weitermachen.

Den Umzug in die Ruhrauschule nnie bereut

Das Steeler Archiv bezog im Jahr 2012 sein Quartier in der ehemaligen Ruhrauschule am Hünninghausenweg 96.

Eine Entscheidung, die die Steeler Heimatforscher nie bereut haben. „Von einem Tag zum anderen hatten wir beheizte Räume und mehr als doppelt so viel Platz“, erinnert sich Arnd Hepprich. Eigentlich hatten er und sein Team ein Nutzungskonzept für den ganzen Schulkomplex erarbeitet, doch als im Jahr 2011 der Vertrag mit der Schule auslief, war man froh, zumindest die Hausmeisterwohnung ergattern zu können.

Der Fundus des Steeler Archivs ist im Laufe der Zeit ordentlich angewachsen. Deshalb greifen die Heimatfoscher auf drei Außenlager – zwei Keller und eine Garage – in Steele und Freisenbruch zurück, um historische Gegenstände und Ausstellungsutensilien zu lagern.

Mit der Historie ihres Stadtteils beschäftigen sich in Essen viele: In der Arbeitsgemeinschaft Essener Geschichtsinitiativen sind 40 Initiativen, Institutionen und Vereine gebündelt, die sich zweimal im Jahr treffen. Weitere Info online unter: ag-essener-geschichtsinitiativen.de