Essen. . Das Projekt „Essen.Gesund.Vernetzt“ soll die Behandlungswege von Patienten untersuchen und dann verbessern. Es besitzt deutschlandweit Modellcharakter.

Wenn es um neue Behandlungsmethoden geht, gehört die Medizin zu den innovativsten Branchen der Welt. Wenn es dagegen um Abläufe und Vernetzung geht, liegt die Gesundheitswirtschaft meilenweit hinter anderen Branchen. Das soll sich mit „Essen.Gesund.Vernetzt“ ändern. Das Essener Projekt, das Behandlungswege von Patienten untersucht und dann verbessern soll, besitzt deutschlandweit Modellcharakter.

Netzwerk-Projekte und Kooperationen, wie „Essen forscht und heilt“ oder der „Schlaganfallverbund Essen“, haben in der Stadt Tradition. Insofern stieß Björn Zeien, Leiter „Politik und strategische Netzwerke“ beim großen Essener Gesundheits-Dienstleister Opta Data, auf offene Ohren und Mitmach-Bereitschaft, als er seine Projekt-Idee „Essen.Gesund.Vernetzt“ vorstellte. Bis Zeien die Zusagen der relevanten Akteure aber beisammen hatte, dauerte es einige Monate. „Wir haben viele Gespräche geführt“, erklärt er.

Schwerpunkt ist die geriatrische Versorgung. Der Fokus liegt auf Fällen aus der Wundversorgung, Schluckbeschwerden sowie der Demenz. Krankheiten, die in unserer alternden Gesellschaft immer relevanter werden. Und die zudem multimorbiden Charakter besitzen, also Mehrfacherkrankungen beinhalten oder Folgeerkrankungen auslösen.

Siebenstelliger Projekt-Etat

Konkret werden über eine webbassierte Plattform individuelle Behandlungen von Patienten, mit deren Einverständnis, erfasst, untersucht und ausgewertet: Vom ersten Befund bis zum Abschluss der Therapie und der Nachsorge. „Da greifen die Rädchen an einigen Stellen noch nicht optimal ineinander. Das wollen wir analysieren und idealerweise verbessern“, erklärt Projekt-Initiator Björn Zeien.

Ein Beispiel: Immer wieder wird erst nach einer Hüft-Operation geprüft, ob eine Pflege des Patienten durch die Familie überhaupt Zuhause oder nur in einem Pflegeheim möglich ist. „Dabei wäre diese Abfrage schon lange vor der Operation möglich, teilweise schon nach der ersten Diagnose. Da geht für den Patienten wertvolle Zeit verloren“, erklärt Zeien.

Das Modellprojekt verfolgt zwei Ziele: Für den Patienten sollen die Behandlungen verkürzt und verbessert werden. Durch bessere Vernetzung und die Nutzung von Informationstechnik können beispielsweise Mehrfachuntersuchungen entfallen. Zudem sollen die Kosten spürbar reduziert werden.

Projekt besitzt bundesweite Relevanz

Die Schirmherrschaft von „Essen.Gesund.Vernetzt“ hat Oberbürgermeister Thomas Kufen übernommen. 14 Krankenhäuser der Stadt sind dabei, dazu niedergelassene Ärzte, weitere Gesundheitsberufe, Pflegeheime, Essener Gesundheitspolitiker in Berlin, Krankenkassen, Verbände sowie, als wissenschaftliche Begleiter, unter anderem die Uni Duisburg-Essen und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung.

Die Gesundheitsministerien in Land und Bund sind interessierte Beobachter des Projekts, das bundesweit Relevanz besitzt. Es ist auf vier Jahre angelegt und hat einen siebenstelligen Etat.