Essen. . Die Polizei hat den Tod des 21-jährigen Deutsch-Libanesen Moe K. am Montag bestätigt. Die Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage. Die Angst vor Racheakten ist groß.

  • Der Deutsch-Libanese war vor zwei Monaten in Essen angeschossen worden.
  • Im kurdisch-libanesischen Milieu hat die Nachricht große Bestürzung hervorgerufen.
  • Jetzt ist die Angst vor Racheakten groß.

Zwei Monate hat der durch Pistolenschüsse schwerverletzte Deutsch-Libanese Moe K. im Krankenhaus mit dem Tod gerungen. Am Samstag ist der 21-Jährige nach Informationen dieser Zeitung seinen Verletzungen erlegen. Die Polizei hielt sich am Sonntag noch bedeckt. „In Absprache mit der Staatsanwaltschaft können wir diese Nachricht weder bestätigen noch dementieren“, sagte Sprecher Lars Lindemann. Erst am Montagmittag haben Staatsanwaltschaft und Polizei Essen den Tod des 21-Jährigen offiziell bestätigt.

"Der am späten Abend des 9. April verletzte 21-jährige ist am Samstag (11. Juni) im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen", schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Staatsanwältin Elke Hinterberg hatte die drei Tatverdächtigen (20, 35, 46 Jahre alt), die kurz nach der Bluttat in Wohnhäusern an der Altenessener und der Ostermannstraße (Nordviertel) festgenommen wurden, bereits am Freitag wegen versuchten Mordes angeklagt. Nach dem Tod des Opfers erhebt Hinterberg nun eine Mordanklage. Ob sich alle drei Männer wegen Mordes vor Gericht verantworten müssen, ist noch unklar.

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Im kurdisch-libanesischen Milieu hatte sich die Todesnachricht am Wochenende in Windeseile verbreitet und große Bestürzung hervorgerufen. Außerdem geht seither die Angst vor Racheakten um.

Die Polizei hatte am Wochenende schon Gespräche mit den Familienangehörigen des Verstorbenen geführt, um möglichen Racheaktionen vorzubeugen.

Freunde des Toten trauern bei Facebook

Ein Ort der Trauer ist die Facebook-Seite des 21-Jährigen. „Ruhe in Frieden“, heißt es dort. Und eine Freundin schreibt: „Ich weine, weil du mich nicht mehr zum Lachen bringen kannst, ich weine, dass ich dich nie wiedersehen kann.“

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Zu den jüngsten Gewaltexzessen innerhalb eines libanesischen Familienclans war es am 9. April, einem Samstag, mitten in der City gekommen. In der Fußgängerzone nahe dem Kennedyplatz wurde Abdelhamid K. (44), ein Verwandter von Moe, am helllichten Tag durch Messerstiche am Hals schwer verletzt. Gegen 23 Uhr folgte die Rache. Drei Männer passten Moe K. auf der Friedrich-Ebert-Straße vor dem beliebten Grill-Lokal „Arabesk“ ab, der 46 Jahre alte Mahmoud K., offenbar der Onkel, zückte eine großkalibrige Pistole und feuerte kaltblütig mehrere Schüsse auf sein Opfer ab.

Gewaltspirale ist zum Politikum geworden

Moe K. versuchte noch zu flüchten, brach aber in Höhe der Gaststätte „Metropol“ zusammen. Dort schoss der Pistolenschütze abermals auf sein Opfer. Insgesamt fünf Mal wurde Moe K. getroffen: in Brust, Beine und Genitalien. Später ließ sich der Tatverdächtige in seiner Altenessener Wohnung festnehmen. Die anderen beiden Festgenommen sind 20 und 35 Jahre alt.

Die Gewaltspirale im Libanesen-Milieu ist längst zum Politikum geworden. Nicht nur OB Thomas Kufen hatte sich eingeschaltet und Gewalttätern die rasche Abschiebung angedroht. Auch besorgte libanesische Mütter sorgten bundesweit für Schlagzeilen, als sie sich in einem Offenen Brief für ein Ende der Selbstjustiz und der Gewaltspirale forderten. Darin heißt es: „Wir distanzieren uns aufs Äußerste von der Tat, wir verurteilen sie, sie ist abgrundtief verachtenswert.“