Essen. Festival „Goldstücke“ setzt weniger auf fertige Inszenierungen, sondern es geht um das Lernen. Ein Dutzend Essener Schulen machen mit.

Schultheater? Richtig, da gibt es jedes Jahr die „Schultheatertage“, aber um fertige Inszenierungen geht es nicht bei den „Goldstücken“. Das „Festival für Theaterpädagogik“, dessen vierte Auflage an diesem Freitag zu Ende geht, stellt etwas anderes in den Mittelpunkt: Es geht um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, für die Theater eigentlich eine fremde Welt ist. Beteiligt sind insgesamt mehr als ein Dutzend Förderschulen, Grundschulen in so genannten Brennpunkten, auch eine Haupt- und eine Realschule machen mit.

„Gemeinsam auf der Bühne ein Stück zu erarbeiten, ist eine ganz andere Form des Lernens“, sagt Björn Enno Hermans, Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), der die „Goldstücke“ organisiert. Es geht dabei nicht nur um Sprache und Kultur, mit denen die Schüler konfrontiert sind, sondern auch, „dass man gemeinsam an einer Sache arbeitet, auf einen Punkt hin.“ Das ergänzt Markus Heijenga, der beim SkF für die Schulsozialarbeit zuständig ist.

Flüchtlingsleben im Scheinwerferlicht

Knapp ein Jahr lang haben rund 15 Theater-, Tanz- und Sozialpädagogen des SkF gemeinsam mit den Lehrern an den jeweiligen Schulen die Bühnenstücke erarbeitet – es entstanden manchmal lose Szenen, manchmal auch ganze Abfolgen, immer jedoch ging es darum, „dass sich die Gruppe auf etwas verständigen muss und sich jeder mit dem, was er kann, einbringt“, so Heijenga.

Eine ganz besondere Arbeit vollzog sich dabei an der Hauptschule an der Wächtlerstraße, an der die 7d, eine Klasse allein aus Flüchtlingen, Szenen einstudierte unter dem Motto: „Was machst du da?“ 20 Schüler aus neun Nationen, sie sind zwischen 12 und 17 Jahren alt, völlig unterschiedlich lang in Deutschland. „Allein die Fluktuation in der Gruppe hat die Arbeit zu einer besonderen Herausforderung gemacht“, erzählen Lehrerin Birgit Lindemann sowie die Pädagogen Corinne Fischer und Stefan Bartels. Es entstanden sehr sehenswerte Szenen, die mit viel Humor und Witz den Alltag von jugendlichen Flüchtlingen in Essen pointiert wiedergeben: Sprachprobleme in der Arztpraxis, das Abenteuer Straßenbahnfahren, die Tücken von Gebrauchtwagen.

Flüchtlingsleben im Scheinwerferlicht, so echt, dass es zutiefst berührt.