Essen.. Seit fast einer Woche warten Bahn- und Buskunden vergeblich auf das neue Zehner-Ticket für die Kurzstrecke. Software-Panne verhindert die Einführung.

Vor nicht mal drei Wochen kündigte Michael Feller, Vorstandsvorsitzende der Essener Verkehrsgesellschaft Evag, stolz eine Preisreduzierung an. Nach den sonst alljährlichen Tariferhöhungen wird es endlich mal billiger. Doch die für den 1. Juni geplante Offensive ging ins Leere. Das neue günstige Ticket für nur 1,36 Euro kann nicht erworben werden.

Der Verkehrsverbund Rhein- Ruhr (VRR) wollte für diejenigen Fahrgäste, die ihr Ticket über das Handy kaufen, die Kurzstrecke billiger machen. Zum 1. Juni sollte das neue Zehner-Ticket online angeboten werden. Die Kurzstrecke würde dann pro Fahrt nur 1,36 Euro statt 1,60 kosten. Doch der Start mit dem 15 Prozent günstigeren Fahrschein wurde ein Flop. Kunden, die auf das neue Angebot zugreifen wollen, werden vertröstet. Auf ihrem Smartphone erhalten sie eine Mitteilung über „technische Probleme.“ Das Billig-Ticket kann nicht gekauft werden.

Fehler konnte bisher nicht behoben werden

Noch am Tag der geplatzten Einführung am 1. Juni verschickte die Evag eine Pressemitteilung und „bedauert diese für ihre Fahrgäste ärgerliche Situation“. Doch bis heute konnte der Fehler nicht behoben werden. Die Essener Unternehmenszentrale wagt inzwischen auch keine Prognose darüber, wann das Billig-Ticket kommt und verweist auf den VRR, der schließlich dieses Angebot im gesamten Verbundsgebiet starten wollte.

Aber auch dort will man sich auf einen neuen Termin nicht festlegen. Nur soviel: „Der von uns beauftragte Dienstleister arbeitet mit Hochdruck, das Problem zu lösen“, erklärt VRR-Sprecherin Sabine Tkatsik. Der Dienstleister ist in diesem Fall „HandyTicket Deutschland“, eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Nahverkehrsunternehmen (darunter dem VRR) , die 2012 die Handy-App für das bargeldlose Fahren entwickelte und auch in Essen damit erfolgreich war. Allein im letzten Jahr konnte die Evag fast 23 000 Handy-Tickets in den ersten zehn Monaten verkaufen. Mit dieser Online-Tarifwahl und Rabatt-Angeboten will die Evag auch jüngere Verkehrsteilnehmer locken.

Evag: Immerhin die Preisauskunft klappt

Die jetzt aufgetretene Panne kann sich der VRR nicht erklären. „Die Tests sind wirklich gut gelaufen“, berichtet Sabine Tkatsik. Dass es dann am 1. Juni plötzlich nicht funktionierte, „hat uns sehr irritiert.“ Die Störung trat auf, als die Daten für das neue Zehner-Ticket, das nur für den VRR gilt, in die deutschlandweite Software für die Handy-App eingespeist werden sollten.

Und nun? „Wir sind im ständigen Gespräch mit dem VRR“, versichert Jens Kloth, Sprecher bei der Evag. Und der VRR spricht mit den Verantwortlichen von HandyTicket Deutschland. „Wir sind jeden Tag im Kontakt und fragen nach“, sagt die Sprecherin. Mehr könne man nicht tun. „Wir sind auf unseren Dienstleister angewiesen.“

Wenigstens mit der Auskunft klappt es jetzt einwandfrei. Seit dem 1. Juni erfahren Evag-Fahrgäste am Computer und auf dem Handy, ob das von ihnen gewählte Ziel eine Kurzstrecke ist, für die weniger gezahlt werden muss. Vor einem Jahr wurde noch ein falscher Preis angegeben: 2,60 statt 1,60 Euro. Auch damals gab es Probleme mit der Software.