Essen-Rüttenscheid. Eigentümer und Betreiber wurden sich über Investitionen in dem 49 Jahre alten Haus nicht einig. Die Rezeption weicht nun für eine Systemgastronomie.
- Libertas-Gruppe zieht sich als Hotel-Betreiber zurück
- 17 Mitarbeiter wurden von Kündigung überrascht
- Eigentümer baut Rezeption für weitere Systemgastronomie um
Das Hotel Arosa schließt Ende Juni für immer seine Türen – 49 Jahre nach der Eröffnung als einst modernstes Haus der Stadt. Doch die goldenen Zeiten, in denen sogar die Rolling Stones in dem Hotel an der Rüttenscheider Straße abstiegen, gehören schon lange der Vergangenheit an.
Dabei hatte der neue Eigentümer, die Marx City Investor GmbH & Co. KG, gemeinsam mit der Libertas-Gruppe als Hotel-Betreiberin weitreichende Veränderungen und eine umfassende Sanierung angekündigt. Erst am 3. März schrieb Geschäftsführer Gunnar Marx, dass alles nach Plan laufe und beim Projekt Arosa lediglich „der Teufel im Detail stecke“. Am Ende aber wurde man sich offenbar nicht handelseinig darüber, wie die dringend notwendigen Investitionen untereinander aufgeteilt werden. Die Libertas-Gruppe zog kurzfristig die Reißleine und lässt den bis Ende Juni gültigen Pachtvertrag auslaufen.
Für 17 Mitarbeiter kam Kündigung völlig überraschend
Auch für die 17 Mitarbeiter kommt das schnelle Ende überraschend: Ihnen wurde erst am 25. Mai gekündigt. Für Joachim Dietz, der von der Libertas-Gruppe als Interims-Manager mit der Rettung des Hotels beauftragt worden war, ein herber Schlag: „Aktuell stehe ich in Kontakt zu anderen Hotels, um die Mitarbeiter zeitnah anderweitig unterzubringen. Da zurzeit fünf neue Hotels in Essen gebaut werden, bin ich mir aber recht sicher, dass sie alle anderweitig unterkommen.“ Auch bestehende Buchungen wolle sein Team nun auf die umliegenden Hotels verteilen, kündigte Dietz an.
Der 66-Jährige hatte zuletzt über eine stärkere Online-Vermarktung noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die schwache Auslastung zu verbessern. „Aber dieses Hotel ist schlicht nicht mehr marktkonform, da können Sie noch so viel werben: Wenn die meisten der 90 Zimmer nicht mehr zeitgemäß sind, bucht der Kunde das nächste Mal nicht wieder“, sagt Dietz, der dennoch an den Standort glaubt. Einen besseren Platz für ein Hotel gebe es kaum – direkt an der Ausgehmeile Rüttenscheider Straße und fußläufig zur Messe gelegen, dazu noch mit Anbindung zur U-Bahnhaltestelle Martinstraße. „Ohne Modernisierung hilft aber auch die beste Lage nicht“, weiß der erfahrene Interimsmanager.
Eigentümer würde Hotel gern erhalten
Die gute Adresse schätzt auch Eigentümer Gunnar Marx: „Da der Standort für den Betrieb eines Hotels hervorragend geeignet ist, laufen derzeit Gespräche mit anderen Hotelbetreibern. Die weitere Nutzung als Hotel ist unsere präferierte Lösung“, heißt es in seiner Stellungnahme. Darüber hinaus wolle man die jetzige Empfangshalle des Hotels zu Geschäftsräumen umbauen, ein Mieter aus der Branche der Systemgastronomie sei bereits gefunden. „Bei einer zukünftigen Hotelnutzung würde die Rezeption ins erste Obergeschoss verlagert, da wir zu 100 Prozent im Erdgeschoss vermietet sind“, sagt Marx. So seien auch die Pläne der Kette Vapiano, in die Räume der ehemaligen Thalia-Buchhandlung zu ziehen, unverändert. Mit dem ebenfalls zum Komplex gehörenden Reisebüro sei der Mietvertrag gerade erst verlängert worden. Einen zeitlichen Ablauf benannte Marx nicht, die Bauanträge aber seien bereits gestellt.
Der Investor war schon einmal in die Schlagzeilen geraten, nachdem er 2011 das Schloss Baldeney gekauft hatte. Auch dort gingen die Sanierungsarbeiten nur zögerlich voran und sind bis heute nicht vollständig abgeschlossen.