Essen. . Nirgendwo in Essen bleiben so viele Lastwagen hängen wie an einer Brücke in Frillendorf. Dabei weisen Schilder auf die Durchfahrthöhe von 3,40 Meter hin.
- Nirgendwo bleiben so viele Lkw hängen wie an der Problembrücke in Frillendorf
- Dabei weisen etliche Schilder auf die niedrige Durchfahrthöhe von 3,40 Meter hin
- Experte: Essen ist kein Einzelfall. Jede deutsche Großstadt kennt dieses Thema
Die Eisenbahnbrücke auf der Elisenstraße in Frillendorf genießt traurige Berühmtheit weit über Essen hinaus. Denn immer wieder krachen Lastwagen gegen sie. Selbst Experten wie Dieter Schmitz, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr, gibt diese Problem-Brücke Rätsel auf. „Die Brücke ist für uns schon seit Jahren ein Thema“, sagt er, und fügt hinzu: „Um Lkw-Fahrer zu warnen, haben wir schon vor geraumer Zeit weit vorher Hinweisschilder auf die Höhenbeschränkung von 3,40 Meter aufgestellt.“
Hier ein Auszug aus der verstörenden Unfall-Serie:
- Der vorerst letzte Brücken-Crash datiert von Montag dieser Woche. Um 9.10 Uhr bleibt ein Lkw hängen. Als Luft aus den Reifen gelassen wird, kann der Brummi weiterfahren.
- 24. Mai 2016: Ein Lkw bleibt abends hängen. Solange ein Statiker der Bahn die Brücke überprüft, fallen Züge (S 2, RE 2, RB 42) aus oder werden umgeleitet.
- 29. März 2016: Diesmal wird der Auflieger aufgerissen, verliert einen Teil seiner Ladung. Zwei Stunden braucht die Feuerwehr, um den Lastwagen zu befreien.
- 28. April 2015: Ein unbeladener Lkw kracht in die Brücke – und kippt um. Nur der Anhänger bleibt stehen. Zunächst heißt es, der Laster sei auf ein Auto gestürzt. Zum Glück eine Fehlinformation.
- 19. November 2010: Diesmal kippt ein mit einem Container beladener Lkw um. Der Fahrer kommt ins Krankenhaus, die Straße ist drei Stunden lang gesperrt.
Die Brücke gehört der Deutschen Bahn, aber das Amt für Straßen und Verkehr muss dafür sorgen, dass der Verkehr möglichst unfallfrei fließt. Es hat deshalb nicht nur die Brücke selbst mit den 3,40-Meter-Warnschildern versehen, sondern im Sommer 2013 die komplette Beschilderung aus allen zugelassenen Fahrtrichtungen (Elisabeth-, Elisen-, Burggrafenstraße, Auf der Litten, Ernestinen- und Hubertstraße) ausgeweitet – mit Entfernungsangaben und Richtungspfeilen auf die Brücke samt Höhenbeschränkung. Auch die Hersteller handelsüblicher Navis haben die 3,40 Meter Durchfahrthöhe gespeichert.
Meistens ortsunkundige Lkw-Fahrer
Der gängigste Erklärungsversuch für die Unfallserie: Es seien meistens ortsunkundige Lkw-Fahrer, denen dieses Malheur passiere. Ist zum Beispiel die A 40 dicht, werden Lkw mit Ziel Zentrum oft über die Elisenstraße geleitet.
Das erfreuliche an der Unfallserie: Die meisten Unfälle sind recht glimpflich ausgegangen, bislang ist kein Lkw-Fahrer ums Leben gekommen, die meisten kamen leicht- oder gar unverletzt davon.
Die Kehrseite: Es kommt bei solchen – im Bahnjargon – Brückenanfahrschäden zum Teil zu stundenlangen Straßensperrungen und auch oben auf den Gleisen herrscht absoluter Stillstand – wie letzten Montag.
Was tun? Vielleicht die Straße tiefer und/oder die Brücke höher legen? „Viel zu aufwändig und aus statischen Gründen gar nicht machbar“, winkt Amtsleiter Dieter Schmitz ab. Er weist auf andere „Problem-Brücken“ in Essen hin (siehe Grafik) und sagt: „Essen ist kein Einzelfall, Brückenanfahrschäden sind in allen deutschen Großstädten ein Thema.“
Die Problem-Brücken in Essen – allesamt Eisenbahnbrücken – haben Durchfahrthöhen zwischen 3,40 und 3,90 Meter. Sie sind schon vor Jahrzehnten gebaut worden – in einer gemütlichen Zeit, in der Lastwagen längst nicht so breit, hoch und lang waren wie heute.