. Planungsdezernent Hans-Jürgen Best über den vollzogenen Mega-Grundstücksdeal zwischen dem Thyssenkrupp und der Thelen-Gruppe: „Die Planerische Ernte einfahren.“

Herr Best, der Eigentümer von 230 Hektar Essener Land heißt über Nacht nicht mehr Thyssenkrupp, sondern Thelen. Für Sie eine gute Nachricht?

Aber ja, weil Thelen ortsansässig ist, das Stadtgebiet kennt und die Gruppe mit Sicherheit weiß, worauf sie sich hier eingelassen hat.

Was im Umkehrschluss bedeutet: Ein auswärtiger Investor hätte Ihnen die angepeilte „Stadtplanung aus einem Guss“ ganz schön verhageln können.

Das kann immer passieren, wenn ein Eigentümer sich mit der Stadt nicht genügend verständigt. Aber wer weiß, wie das Ruhrgebiet tickt, wie man hier aufgestellt ist und was man hier erwarten kann, bei dem erübrigt sich schon mal die Hinführung zum Thema.

Ist das denn so ein Problem?

Wir erleben nicht selten Investoren aus anderen Städten, zum Beispiel aus dem Frankfurter Raum, bei denen kommen Fragen auf, die stellt keiner, der das Ruhrgebiet kennt. Sondern nur jemand, der in einem ganz anderen Marktgeschehen groß geworden ist. Das kann ich bei der Thelen-Gruppe ausschließen.

Nichts gegen diese, aber hätten Sie sich gewünscht, eine städtische Beteiligung in der Eigentümerstruktur zu verankern? Sei es über den Allbau oder auch die Sparkasse Essen?

Das hätte ich in der Tat etwas lieber gesehen, weil man dann im Prinzip sichergehen kann, dass alles gelingt. Sie haben das ja bei den Partnern gesehen, die am Univiertel beteiligt waren: Da saß die Stadt auch nicht als unmittelbarer Gesellschafter mit im Boot, aber die Gesellschafter waren allesamt der Stadt gegenüber im besten Sinne positiv gesonnen. Ohne diese Konstellation ist der Weg ungleich schwieriger. Oder sagen wir: Er ist zunächst mit etwas mehr Fragezeichen versehen.

Haben Sie sich denn schon mit der Thelen-Gruppe über deren Pläne austauschen können?

Nein, noch nicht. Aber das wird in Kürze passieren. Im Prinzip ist ja der Nordteil des Krupp-Gürtels...

...mit gut 60 Hektar Land zwischen Pferdebahn- und Bottroper Straße nicht weniger als das Herz des Essener Flächen-Pakets...

...ein planerisch bestens vorbereitetes Areal. Und mit der anstehenden Ansiedlung von Ikea ist ja sozusagen die Startposition auch schon gesetzt. Ich wünschte mir, dass die Entwicklung des nördlichen Krupp-Gürtels im Prinzip genauso weitergeht, wie wir das zuletzt mit Thyssenkrupp abgesprochen hatten. Das war aus unserer Sicht ein optimales Konzept, ich wüsste gar nicht, was man daran besser machen könnte.

Man hat sich dafür ja auch ziemlich viel Zeit gelassen...

Gut investierte Zeit, in der wir zur Vorbereitung des Masterplans Krupp-Gürtel Nord viel Gehirnschmalz investiert haben. Man muss das schlichtweg „nur noch“ bearbeiten, der Eigentümer muss Interessenten für die Grundstücke suchen und finden, und man wird auch recht zügig an die Aufbereitung des gesamten Geländes gehen müssen. Das kann man sowieso nur in einem Rutsch aufbereiten, um es dann weiterzuverkaufen.

Also ist das Feld so weit bestellt, dass Thelen nur noch ernten muss, was Thyssenkrupp, Stadt und andere gesät haben?

Die planerische Ernte kann da eingefahren werden. Ob sie wirklich Gewinn bringt, hängt natürlich davon ab, was für die Flächen bezahlt wurde. Und diese Zahl entzieht sich meiner Kenntnis. Die Vorlaufkosten dürfen nicht die späteren Gewinne auffressen. Sonst stünde unterm Strich eine Missernte.

Kommen bei alledem andere Themen wieder hoch, die mit Thyssenkrupp offenbar nicht zu machen waren, etwa neue Asylstandorte?

Der Maßstab bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist vor allem, eine einigermaßen soziale Gleichverteilung sicherzustellen. Und da wir in den Gebieten rund um den Krupp-Gürtel schon relativ viele Flüchtlinge beherbergen, kann ich mir das im Moment nicht vorstellen.

Gibt es auch Schwerpunkte im Wohnungsbau? Flächen, von denen Sie sagen: Da könnten neue Quartiere entstehen?

Beim Wohnungsbau bin ich erst einmal sehr skeptisch. Immer wenn wir uns als Planer erlaubt haben, der Politik Vorschläge zu machen, ist das gescheitert. Ich muss erst mal sehen, was da auf uns zukommt.