Essen. Fast 90 Prozent der Betriebe sind mit ihrem Geschäft zufrieden. Auf die Stimmung drücken aber Nachwuchssorgen und die schleppende Energiewende.
Besser wäre natürlich immer gut. Aber Martin van Beek, Essens neuer Kreishandwerksmeister, will auch nicht klagen. Dafür gäbe es auch keinen Grund. „Es läuft gleichbleibend gut im Handwerk“ , sagt der 50-Jährige.
Van Beek rückt in einer Zeit an die Spitze des Essener Handwerks, die durch hohe Tarifabschlüsse und niedrige Zinsen geprägt ist und somit die Konsumlaune der Verbraucher kaum besser sein könnte. Davon profitiert auch das Essener Handwerk. Eine aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf, die für Essen zuständig ist, unterstreicht das. So sind 87 Prozent der Essener Handwerksbetriebe mit ihrem Geschäftsverlauf zufrieden. 84 Prozent erwarten zudem gleichbleibende oder steigende Umsätze in den kommenden sechs Monaten. Besonders gut läuft es derzeit im Baugewerbe, aber auch das Gesundheitshandwerk und Lebensmittelbetriebe senden positive Signale.
Protest gegen geplante blaue Plakette
Trotz aller Euphorie treiben das Handwerk aber auch Sorgen um. Van Beek, der selbst einen Sanitär- und Heizungsbetrieb führt, klagt darüber, dass die Energiewende für das Handwerk faktisch kaum noch stattfindet. Die niedrigen Ölpreise nämlich nehmen den Kunden den Druck, sich neue Heizungen anzuschaffen oder Fenster auszutauschen oder die Fassade zu dämmen. Kreditprogramme des Staates verpuffen, weil das Geld ohnehin billig ist. Kein Wunder also, dass van Beek fordert, die Bundesregierung müsse mehr steuerliche Anreize bieten, um Hausbesitzer wieder für die energetische Sanierung zu begeistern.
Für Ärger im Essener Handwerk hat Umweltministerin Barbara Hendricks gesorgt. Sie will eine blaue, und somit nochmals verschärfte Umweltplakette einführen. „Wir sind nicht mehr in der Lage, solche Kapriolen noch mitzumachen“, sagt van Beek. Viele Handwerker hätten ihre Fahrzeuge erst teuer umgerüstet. Wenn die blaue Plakette komme, dann müssten für das Handwerk längere Übergangsfristen gelten.
Mehr Lehrverträge abgeschlossen
Bereits spürbar ist der Fachkräftemangel im Handwerk. 19 Prozent der Essener Betriebe melden derzeit offene Stellen. Vor einem Jahr waren es 15 Prozent. Das Problem ist aber auch hausgemacht. „Die Ausbildungsleistung war in den vergangenen Jahren nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten“, sagt van Beek. Mittlerweile aber hätten die Unternehmen das als Fehler durchaus erkannt. Bis Ende April waren bereits 20 Prozent mehr Ausbildungsverträge geschlossen als zum gleichen Zeitpunkt vergangenes Jahr. Der Großteil der Lehrverträge wird zwar erst in den kommenden Wochen unter Dach und Fach gebracht, aber der Trend gibt Hoffnung.