Essen. . Die berühmte Bildhauerin Katharina Fritsch hat ihrer Geburtsstadt Essen einen Werkzyklus gewidmet. Museum Folkwang und Villa Hügel kooperieren als Ausstellungs-Orte.
- Katharina Fritsch hat Essen einen Werkzyklus gewidmet
- Essen ist die Geburtsstadt der berühmte Bildhauerin
- Museum Folkwang und Villa Hügel kooperieren als Ausstellungs-Orte
Die Vergangenheit ist verblasst. Die Bilder vom Baldeneysee mit der Villa Hügel im Hintergrund, die Brunnen im Grugapark wirken wie ausgebleicht, als hätten sie schon eine ganze Weile vergessen an einem viel zu hellen Ort gelegen. Lange her, dass Katharina Fritsch in Essen war. Heimatstadt war es nie, aber doch ist die weltbekannte Bildhauerin hier vor 60 Jahren geboren worden.
Früh ist die Familie nach Langenberg gezogen, seit vielen Jahren lebt und arbeitet Fritsch in Düsseldorf. Die Verbindung zur Nachbarstadt Essen ist über die Jahre vollkommen in Vergessenheit geraten. Folkwang-Direktor Tobia Bezzola, zunächst selber erstaunt über diese biographische Auslassung, zeigt nun mit Unterstützung von Eon erstmals die komplette Werkreihe, die die Herkunft der international erfolgreichen Biennale-Künstlerin und Kunst-Professorin in den Mittelpunkt rückt.
Auf 13 großformatigen Siebdruck-Tafeln zeigt Fritsch ihre Geburtsstadt Essen buchstäblich von der Postkarten-Seite. Die Karten hat sie als Studentin in den 70er und 80ern von ihrem Großvater geschickt bekommen. Ein Gruß aus der Heimat, den Fritsch erst Anfang dieses Jahrtausends künstlerisch verarbeitet hat. Kombiniert werden die Siebdrucke mit vier Plastiken der Künstlerin, wie dem blendend weißen „Riesen“ mit Lendenschurz. Ein Neandertaler im archaischen Reich der Erinnerung.
Die Bundesgartenschau in der Gruga 1965 mit ihren akkuraten Blumenbeeten, Passanten auf der Kettwiger Straße, das Segelboot auf dem Baldeneysee: Heimat, deine Bilder. Allerdings ist das keine Einladung zu einer nostalgisch-verklärten Rückschau auf Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet. So wie Fritsch die Motive auf XXL-Format bringt und mit Farben überzieht, die in keinem Moment den Anspruch der Natürlichkeit verströmen, färbt sie die Erinnerung in eine Allgemeingültigkeit, die gleichzeitig berührt und befremdet.
Wie Bruchstücke formieren sich die Bilder da zu einem Panorama aus der ferngerückten Naherholungswelt der Wirtschaftswunderzeit. Sie erinnern an Sonntagsmittagsausflüge, feierliche Auszeiten mit Kostüm und Krawatte, Scheinwirklichkeiten in einer gar nicht so pittoresken Welt, die Fritsch weder idealisiert noch dämonisiert. Katharina Fritsch zeigt vielmehr Gedächtnisbilder, die den Betrachter zum individuellen Abgleich einladen. Und so mancher hat diese gedämpfte Sonntagsmuße wie die Künstlerin vielleicht auch als „manchmal bedrückend und aspikartig empfunden“.
Drei Werke in der Villa Hügel
Erinnerungen an die Kindheit, diesmal allerdings aus Langenberg, prägen schließlich auch die drei ausgewählten Arbeiten, die in der Villa Hügel zu sehen sind und die somit als „Zweigstelle“ der Folkwang-Schau Neuland betritt. Die Fritsch-Arbeiten hätten dazu ermuntert, in der für ihre kulturhistorischen Ausstellungen berühmten Villa Hügel „auch einmal zeitgenössische Kunst zu denken“, sagt Volker Troche von der Kulturstiftung Ruhr.
Katharina Fritsch ist jedenfalls fest entschlossen, die alte Heimat in diesem Jahr noch einmal gründlicher zu erkunden.