„Mit mir gibt es keine One-Man-Show“, so hatte Thomas Kutschaty in seiner Bewerbungsrede noch betont. Doch als das Ergebnis verkündet wurde, kam er genau daran nicht vorbei: 149 von 157 und damit knapp 95 Prozent der Delegierten beim SPD-Parteitag wählten den 47-jährigen NRW-Justizminister aus Schönebeck am Samstag zum viel umjubelten neuen Chef der rund 3.800 Essener Sozialdemokraten.

Kutschaty folgt damit auf Britta Altenkamp, die – nach ihrer OB-Attacke politisch ohnehin angeschlagen – im Zuge wachsender Querelen um die örtliche Asylpolitik das Amt vor einigen Wochen geräumt hatte. Ein Rücktritt, der aber nicht für Ruhe in den eigenen Reihen sorgte, sondern in eine Frontstellung diverser Genossen vor allem aus dem Norden gegen das „Establishment“ der Mandatsträger und ihrer hauptberuflichen Mitarbeiter mündete.

Symbolfigur der parteiinternen Kritiker, die in einer „Zukunftswerkstatt“ Reformen anmahnten und ihren Parteivorderen Basisferne vorwarfen, war Guido Reil, 46-jähriger Ratsherr aus Karnap, der erst die Integrationserfolge in Essen skeptisch hinterfragte und am Samstag für einen der drei Posten als Parteivize kandidierte.

Doch der eher ungeordnete Aufstand gegen die SPD-Führungsriege endete mit einer krachenden Niederlage: Reil, gegen den in letzter Minute noch Bürgermeister Rudi Jelinek in Position gebracht wurde, bekam gerade mal 34 von 158 Delegiertenstimmen (21,5 %), das Führungsteam der Genossen bilden mit Kutschaty nun die Bundestagsabgeordnete Petra Hinz (84,8 %), Jelinek (77,8 %), der Altenessener Ratsherr Karlheinz Endruschat (63,9 %) und als Schatzmeister Frank Müller (86,1 %).

Hernach bemühte sich Guido Reil, nicht übermäßig enttäuscht zu wirken: „Ich habe kandidiert, um Zeichen zu setzen – nicht, um gewählt zu werden“, betonte der Karnaper – und beklagte, dass seine Partei „nicht den Mut aufgebracht hat, mich einzubinden.“ Er werde nun „sehr aufmerksam die Arbeit des neuen Vorstands verfolgen“ – und daraus dann seine politischen Schlüsse ziehen.

Unterdessen feuerte Kutschaty seine Partei an, „raus aus dem Rathaus, hin zu den Menschen“ zu gehen. Die Vielfalt sei die Stärke der Partei, und er empfehle dringend die Querschüsse bleiben zu lassen: „Es gibt keine guten und keine schlechten Sozis.“ Entscheidend sei, den Gegner andernorts zu suchen: „Bitte nicht mehr: Wir gegen uns.“