Essen. Trotz des Abzugs der Adler, soll die Tierhaltung auch künftig eine Rolle spielen – nicht zuletzt weil die Besucher es so wollen. Eulen-Haltung läuft langfristig aus.

  • Im Grugapark soll die Tierhaltung langfristig eine Zukunft haben
  • Das gilt, obwohl die Adler den Park verlassen mussten und die Eulen folgen sollen
  • Ein Bauernhof mit einheimischen Nutztierrassen soll neu gegründet werden

„Hallo, komm mal her“ – energisch und mit lauter Stimme zitiert Cora neugierige Besucher zu ihrer Voliere. Denn die grüngefiederte, südamerikanische Gelbstirnamazone liebt aufmerksames Publikum. Die 62-jährige Papageiendame kam 1984 und gehört mittlerweile zu den ältesten Bewohnern im Grugapark. Auch wenn es hin und wieder Diskussionen gibt um artgerechte Haltung leben im südwestlichen Teil der 70 Hektar großen Grünanlage immer noch rund 500 Tiere. Darunter exotische Vögel, Eulen, Pferde, Hirsche, Flamingos, Schafe, Ziegen oder Pelikane. Eine bunte Menagerie, für viele mit ein Grund für den Gruga-Besuch.

Volieren hoffnungslos marode

Seit April hat der Zoo eine langjährige Attraktion weniger: Die alten Adler-Volieren sind marode, Geld für die Sanierung gibt es nicht und so zogen fünf Paare in ein Greifvogel-Gehege in der Eifel. Wie sieht nun die Zukunft bei anderen Tieren aus? „Es ist zur Zeit nicht geplant, eine weitere Art abzugeben“, sagt Gruga-Tierpflegemeister Hermann-Josef Golbach.

Allerdings soll die Haltung der Eulenvögel mit bislang 300 Nachzuchten langfristig auslaufen, alle Jungvögel gehen künftig an andere Parks. Wenn die letzten alteingesessenen Uhus, Schnee-Eulen, Steinkäuze oder Schleiereulen gestorben sind, wird es keine Eulen mehr in der Gruga geben. Das dürfte aber dauern, denn einige können noch 40 Jahre lang leben.

Ist Tierhaltung in Volieren noch zeitgemäß? Gruga-Sprecher Eckhard Spengler findet ja: „Wir liegen bei den aktuellen Anforderungen über den gesetzlichen Vorschriften.“ Diskussionen habe es nur bei den Adlern gegeben. Die Papageien stammten oft aus Privathaltung oder Beschlagnahmungen. „Ihre Anlagen werden regelmäßig geprüft und sind völlig in Ordnung.“

In der Freiflugvoliere, eine der größten Deutschlands, leben auf 4000 Quadratmeter zwischen Teich, Felsen und vielen Pflanzen über 150 Flamingos, Kampfläufer, Sichler, Säbelschnäbler oder Reiher. In den nächsten Wochen schlüpfen bis zu 40 Jungvögel. Fleißig waren auch die beiden Dammwild-Hirsche Raudi und Schnuffi. Gleich neun Kühe erwarten ab Ende Juli Nachwuchs…

Besonders beliebt bei kleinen Reitern ist der Ponyhof mit sechs Pferden und Ponys. Unter fachkundiger Aufsicht drehen über 8000 Kinder jährlich ihre Runden auf dem Pferderücken. Gelassen und mit dem nötigen Sicherheitsabstand, beobachten vier Schafe und eine Ziege den Trubel. Golbach: „Das ist unsere Rentnerband. Sie genießen in dieser WG ihren Lebensabend.“ Ihre jüngeren Artgenossen beleben den Streichelzoo – gemeinsam mit Hasen, Gänsen und Meerschweinchen.

In direkter Nachbarschaft soll noch ab diesem Jahr ein Bauernhof für alte Nutztierrassen entstehen. Hermann-Josef Golbach: „Das könnten beispielsweise Bentheimer Ziegen, Coburger Landschafe oder Angler Sattelschweine sein. Wir möchten uns auf Rassen konzentrieren, die früher auch im Ruhrgebiet gehalten wurden.“ Der gelernte Falkner pflegt seit 34 Jahren die Tiere der Gruga. Für ihn ist der Beruf eine Berufung: „Ich möchte, dass gerade Kinder und Jugendliche unsere Tiere aus nächster Nähe erleben. Denn sie haben später die Verantwortung und man schützt nur, was man kennt.“