Essem-. WAZ-Medizinforum widmete sich dem Risiko „Herzrhythmusstörung“. 140 Leser hörten den Experten im Elisabeth-Krankenhaus sehr interessiert zu.
Auch einer der ersten richtig schönen Sommerabende hielt 140 unserer Leser nicht davon ab, in das Hörsaal-Zentrum des Elisabeth-Krankenhauses zu kommen. Dort fand das WAZ-Medizinforum „Hirn mit Herz – Wie Herzrhythmusstörungen das Schlaganfall-Risiko erhöhen“ statt. Nach drei Fachvorträgen von Experten der Contilia-Gruppe wurden viele Fragen beantwortet, bevor es aus dem Hörsaalzentrum zurück in die Sonne ging. Mit vielen Schlaganfall-Informationen auf den Notizzetteln.
Die Zahlen sind beeindruckend wie beunruhigend: Eine Million Deutsche hatten bereits einen Schlaganfall. Täglich werden im Land 450 Schlaganfälle gezählt. „In Essen sind es etwa 20“, erklärte Prof. Dirk Woitalla, Chefarzt der Klinik für Neurologie im St. Josef Krankenhaus in Kupferdreh. Wichtig, wenn bei einem tückischen Gefäßverschluss Symptome wie Sprach-, Seh- und Bewegungsstörungen oder Schwindel auftreten, ist eine schnelle Reaktion: „In jeder Sekunde sterben 32 000 Nervenzellen ab. Deshalb lieber den Notarzt einmal mehr als einmal zu wenig rufen“, so Woitalla.
Der Vorteil für Betroffene in Essen: Sie haben eine gute medizinische Infrastruktur mit vier Stroke Units in Borbeck (Philippusstift), Kupferdreh (St. Josef), Holsterhausen (Uniklinik) und Rüttenscheid (Krupp-Klinik). „Die Rettungskette in der Stadt ist sehr gut. In der Regel ist ein Notarzt, wenn es nicht schneit, in zehn, spätestens fünfzehn Minuten bei Ihnen. Bis in die Notaufnahme benötigt er dann fünf bis sieben Minuten“, erklärte Dr. Alexander Wolf, Oberarzt im Contilia Herz- und Gefäßzentrum.
Besser und ideal ist natürlich, wenn die Ärzte gar nicht zu Schlaganfall-Patienten ausrücken müssen. „Wir wollen, dass sie gesund bleiben und wir Sie gar nicht behandeln müssen“, sagte Prof. Dirk Woitalla. Ein Risiko für einen Schlaganfall sind die Herzrhythmusstörungen, mit denen das Herz dann den Kopf beeinflusst. „Häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Und das tritt mit fortschreitendem Alter häufiger auf“, erklärte Prof. Heinrich Wieneke, Chefarzt vom Contilia Herz- und Gefäßzentrum im Elisabeth-Krankenhaus. Durch dieses Flimmern, das das Risiko für einen Schlaganfall um das Siebenfache erhöhen kann, fließt Blut nicht mehr richtig, es bilden sich Gerinnsel, die im Blutstrom mittransportiert werden. Und dann nicht selten als Gefäßverschluss im Kopf zum Schlaganfall führen. Was kann bei Vorhofflimmern, nach der richtigen Diagnose, helfen? Medikamente, die als Blutverdünner Gerinnsel vermeiden. Die zweite Option, die Dr. Alexander Wolf vorstellte, ist die Okklusion: Bei der wird mit einem implantierten Schirmchen das Vorhof-Ohr verschlossen und damit Gerinnselbildung verhindert. Das Schirmchen wird ohne Operation, sondern mit einem Katheter eingesetzt.
„Jeder Patient, jeder Fall ist anders“
Aus Sicht der Mediziner ganz wichtig ist die individuelle Behandlung: „Denn Medizin ist individuell, jeder Patient, jeder Fall ist anders“, sagte Prof. Heinrich Wieneke. Ebenfalls ganz wichtig ist die richtige Vorsorge. Risiko-Faktoren für einen Schlaganfall sind, neben den Herzrhythmusstörungen, genetischer Veranlagung und dem Alter, Diabetes, zu viel Alkohol, Rauchen, Übergewicht und mangelnde Bewegung.