Essen. Nach dem Anschlag auf den Essener Sikh-Tempel am 16. April hat die Essener Polizei am Mittwochabend einen dritten Mann festgenommen. Er soll der Befehlshaber der Tempelbomber sein.

  • Spezialeinsatzkräfte nehmen dritten dringend Tatverdächtigen am Mittwochabend am Essener Hauptbahnhof fest
  • Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich um den 17 Jahre alten Salafisten Tolga I. handeln
  • Er soll Befehlshaber der beiden 16-Jährigen sein, die Sprengkörper am Sikh-Tempel zündeten

Nach dem offenbar islamistischen Sprengstoffanschlag auf den Essener Sikh-Tempel am 16. April hat die Essener Polizei am Mittwoch um 18 Uhr einen dritten, dringend tatverdächtigen Mann festgenommen. Der Zugriff erfolgte am Essener Hauptbahnhof durch Spezialeinheiten aus Essen. Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich um den 17 Jahre alten Salafisten Tolga I. aus Schermbeck (Kreis Wesel) handeln.

Beim Zugriff am Mittwochabend war der mutmaßliche Attentäter in Begleitung eines weiteren Mannes. Dieser befand sich nach Polizeiangaben am Mittwochabend noch in Gewahrsam. Zum Alter des Festgenommenen macht die Polizei noch keine Angaben. Fest stehe aber, dass es sich um einen der beiden Männer handelt, die die Fahnder bereits am 20. April festgenommen hatten. Allerdings konnte der Verdacht gegen sie vor zwei Wochen nicht erhärtet werden. Kurze Zeit später kam auch der am heutigen Mittwoch Festgenommene wieder auf freien Fuß.

Tolga I. soll der „Befehlshaber“ der Tempelbomber sein

Tolga I. soll nach Informationen des ARD-Politmagazins „Report München“ der „Befehlshaber“ der Tempelbomber sein und zum Beispiel eine zwölfköpfige Whatsapp-Gruppe gebildet haben, der auch die beiden am 21. April festgenommen Yusuf T (16) und Mohammed B (16) angehörten. Tolga I. werden Verbindungen zu Dinslakener IS-Dschihadisten und zur Lohberger Brigade nachgesagt. Anscheinend kennt die Polizei den Inhalt der Textnachrichten, die sich die Gruppe geschickt hat. Yussuf T. soll dem 17 Jahre alten Befehlshaber Tolga I. in einer solchen Nachricht bestätigt haben, dass er die Bombe in Essen gelegt habe.

Der in Essen festgenommene 17-Jährige war zuletzt an einem Berufskolleg in Dinslaken angemeldet, hatte dieses aber seit einiger Zeit nicht mehr besucht.

"Die aktuellen Ermittlungen haben ergeben, dass sich der Tatverdacht gegen die Person doch erhärtet hat", sagte ein Polizeisprecher am Mittwochabend dieser Zeitung. Die Essener Staatsanwaltschaft habe vor der Festnahme den Haftbefehl beantragt, der Richter habe diesen erlassen. "Die Ermittlungskommission arbeitet nach wie vor mit Hochdruck an der Aufhellung der Ereignisse."

IS-Sympathisanten Tolga I. wollte in den Nahen Osten ausreisen

Der Schermbecker Bürgermeister Mike Rexforth bestätigt auf Anfrage, dass gegen den 17-Jährigen ein Ausreiseverbot verhängt wurde und die Kommune per Ordnungsverfügung ein Passentzugsverfahren eingeleitet habe. „Wir arbeiten seit Wochen eng mit der Polizei in Wesel und mit dem Staatsschutz in Duisburg zusammen“, sagte der Bürgermeister. Ziel der Behörden sei in erster Linie, den IS-Sympathisanten Tolga I. an der Ausreise in den Nahen Osten (Syrien, Irak) zu hindern. Der Reisepass und der Personalausweis seien ihm schon vor einigen Wochen entzogen worden.

Am 21. April, fünf Tage nach dem islamistischen Sprengstoffanschlag, waren bereits zwei 16-Jährige aus Essen und Gelsenkirchen festgenommen worden. Yussuf T. und Mohammed B. stehen im dringenden Verdacht, den Sprengkörper vor dem Sikh-Tempel auf der Bersonstraße gezündet zu haben. Die entscheidenden Fahndungsfotos hatte eine Evag-Überwachungskameras geliefert.

Der hochaggressive Yussuf T. wurde im NRW-Präventionsprogramm „Wegweiser“ aufgenommen. Acht Sozialarbeiter beraten in dem beim Innenministerium angesiedelten Programm 160 gefährdete Jugendliche. Bis zu vier Stunden Zeit je Woche kann ein Jugendlicher maximal begleitet werden. Der Förderschüler Mohammed B. aus Essen hatte sich schon vor Monaten radikalisiert und auf seiner öffentlich einsehbaren Facebook-Seite als "Kuffr-Killer" ("Killer der Ungläubigen") die Terroropfer von Paris verhöhnt.