Essen. . Traditionsreiches Gymnasium hat seit Jahren schlechte Anmeldezahlen. Stadtweit fehlen rund 400 Gesamtschulplätze. Schulleiter schreibt an Eltern.

  • Zeitpunkt der Umwandlung des Viktoria-Gymnasiums ist noch offen
  • Stadt Essen bestreitet, dass die Entscheidung schon im Juni fällt
  • Unsicherheit herrschte bei Lehrern der Viktoriaschule schon lange

Große Verunsicherung herrscht bei Schülern, Eltern und Lehrern des Viktoria-Gymnasiums im Südostviertel. In einem Brief an die Väter und Mütter teilten Schulleiter Klaus Wilting und seine Vertreterin Alice Bienk am Freitag mit, „dass sich die Anzeichen verdichten, dass unsere Viktoria auslaufen soll, um Platz für eine Gesamtschule zu machen.“ Die endgültige Entscheidung würde „voraussichtlich im Juni im Rat der Stadt“ fallen. Weitere Einzelheiten wisse man noch nicht.

Für alle Schüler, auch die neuen Fünfer, die nach den Sommerferien starten, hätte der „wahrscheinliche Ratsbeschluss erst einmal keinerlei Auswirkungen.“ Der Brief schließt mit den Worten: „Wir bedauern sehr, Ihnen/Euch keine andere Mitteilung machen zu können.“

Stadtweit fehlen rund 400 Gesamtschulplätze

Die Stadt bestätigt, dass eine Prüfung „angedacht“ ist, die Viktoriaschule jahrgangsweise auslaufen zu lassen, sodass nachfolgende Jahrgänge Teil einer Gesamtschule und nicht mehr eines Gymnasiums wären. „Obwohl die Schule ein engagierter und wertvoller gymnasialer Standort in der Schullandschaft ist, sinkt die Nachfrage nach Plätzen kontinuierlich, was dazu führen könnte, dass die Schule perspektivisch geschlossen wird“, heißt es überraschend deutlich.

Regine Möllenbeck, Leiterin des Fachbereichs Schule, dementiert jedoch, dass der Rat der Stadt bereits im Juni über das Schicksal des traditionsreichen Gymnasiums entscheide: „Es gibt nicht mal einen Prüfauftrag für die Verwaltung.“

Das Viktoria-Gymnasium leidet tatsächlich seit Jahren unter niedrigen Anmeldezahlen. Spätestens seit Herbst 2015, als die Stadt einen Schulentwicklungsplan veröffentlichte, wurde deutlich, dass stadtweit rund 400 Gesamtschulplätze fehlen. Die zentrale Erreichbarkeit einer neuen Gesamtschule spiele dabei eine große Rolle, hieß es. Die Viktoriaschule liegt gut erreichbar in der Nähe des Wasserturms an der Steeler Straße.

Die Stadt teilt mit, dass die Viktoriaschule „Teil eines neuen Gesamtschulstandortes“ werden könne, was darauf hindeutet, dass die benachbarte Wächtler-Hauptschule in die Planung mit einbezogen sein könnte. Beide Häuser sind über eine Fußgängerbrücke über die A40 miteinander verbunden. Die Grünen begrüßen die Pläne; die Eltern sind entsetzt: „Wir sind schockiert und wissen nicht, warum das sein soll“, betont Ralf Kemp, Vize-Vorsitzender der Schulpflegschaft.