Essen. . Die Stadtwerke feiern die Inbetriebnahme der neuen Wasseraufbereitungsanlage in Überruhr, die modernste Europas. Auch deren Technik kennt Grenzen.

Zehn Jahre liegt es zurück, dass der so genannte PFT-Skandal das Vertrauen der Verbraucher in die Qualität ihres Trinkwassers erschütterte. Zur Erinnerung: Eher zufällig war damals entdeckt worden, dass das Ruhrwasser hochgradig mit der krebserregenden Chemikalie belastet war. NRW-Umweltminister Johannes Remmel erinnerte am Mittwoch bei der offiziellen Einweihung der neuen Wasseraufbereitungsanlage in Überruhr an den Skandal, dessen Hintergründe auch vor Gericht nicht gänzlich aufgeklärt wurden. Auch wenn die Ursache für die hohen Werte seinerzeit schnell feststand. Mit PFT verseuchter Klärschlamm war im Sauerland zur Düngung auf Äcker aufgebracht worden. Im Boden versickert, gelangte die chemische Substanz über Zuflüsse in die Ruhr und in die Wasseraufbereitung. Gerade ältere Anlagen zur Trinkwassergewinnung waren nicht in der Lage, Chemikalien vollends aus dem Ruhrwasser herauszufiltern.

Auch wenn die PFT-Werte in Essen, wie die Stadtwerke gestern betonten, auch damals unterhalb der gesetzlich zulässigen Höchstwerte lagen, trug der PFT-Skandal seinen Teil dazu bei, dass die Stadtwerke die Wasseraufbereitungsanlage in Überruhr im Verbund mit dem Wasserversorger Gelsenwasser erweiterten. Entstanden ist die modernste Wasseraufbereitungsanlage Europas, wie es anlässlich der feierlichen Eröffnung hieß.

Von außen betrachtet, handelt es sich um einen unansehnlichen, fensterlosen Klotz, 110 Meter lang, 52 Meter breit und 20 Meter hoch. Aber auf architektonische Eleganz kommt es auch nicht an. Entscheidend ist das Innenleben. Mit einem Fassungsvermögen von 1500 Kubikmetern verfügt die Anlage über Deutschlands größten Aktivkohlefilter. Der technische Clou aber ist die Behandlung des Trinkwassers mit UV-Licht. Nach Angaben der Stadtwerke ersetzt diese Art der Desinfektion nahezu vollständig die Zugabe von Chemikalien.

56 Millionen Euro haben die Wasserversorger investiert, insgesamt geben die Wasserwerke entlang der Ruhr 300 Millionen Euro für neue Aufbereitungstechnik aus. Frei von jeglichen Rückständen werde das Trinkwasser aus der Ruhr auch künftig nicht sein. „Wir werden bei all unseren Bemühungen mit Restbelastungen leben müssen“, so Remmel. Wen es tröstet: Dank verfeinerter Analyseverfahren lässt sich das zumindest nachweisen.