Essen. . Mann (24) gibt zu, serienweise Libanesen und Syrer geschleust zu haben. Kopf einer libanesisch-kurdischen Bande war in Essen festgenommen worden.
- 24-Jähriger hat vor Gericht zugegeben, Libanesen und Syrer geschleust zu haben
- Libanese mit kurdischen Wurzeln aus Altenessen wurde bei Razzia der Bundespolizei festgenommen
- Vermutlich kommt er mit vier Jahren Haft davon – im offenen Vollzug
Er hat zugegeben, serienweise Libanesen und Syrer nach Deutschland geschleust zu haben und er packte vor Gericht aus. Als Dank dafür, dass der 24-jährige Libanese mit kurdischen Wurzeln aus Altenessen der Justiz durch seine Schilderungen einen tiefen Einblick in seine kriminelle Branche verschafft hatte, kommt er womöglich mit vier Jahren Haft davon. Und die soll der Mann, der im November bei einem spektakulären Einsatz der Spezialeinheit GSG9 an der Altenessener Straße dingfest gemacht wurde, im freien Vollzug „verbüßen“.
Dies jedenfalls sieht eine Absprache der Staatsanwaltschaft mit der Verteidigung des Kriminellen vor. Beide Seiten forderten am Dienstag in ihren Plädoyers am Landgericht Hildesheim dem Deal entsprechend, dass der Haftbefehl gegen den Angeklagten aufgehoben wird. Das Urteil soll am kommenden Dienstag gesprochen werden.
Bundespolizei: Clan sei bereits durch schwere Gewaltstraftaten aufgefallen
571 Beamte hatten Anfang November im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hildesheim in drei Bundesländern 24 Wohnungen und Geschäftsräume, darunter neun rund um den Altenessener Bahnhof, durchsucht. Im Visier hatten die Ermittler auch einen libanesischen Imbiss an der Altenessener Straße. Dort wurde der 24-Jährige festgenommen, der als Kopf der Organisation gilt.
Großrazzia mit GSG 9 gegen Schleuser
Insgesamt ermittelten die Behörden gegen 17 Beschuldigte „wegen gewerbsmäßiger Einschleusung von Ausländern, Urkundenfälschung sowie des Verschiffens von falschen amtlichen Ausweisen“, so die Bundespolizei kurz nach dem Einsatz: Bei den Gesuchten handelte es sich „überwiegend um polizei- und medienbekannte Angehörige eines libanesisch-kurdischen Familienclans der Volksgruppe der sogenannten Mhallamiye Kurden“. Der Clan sei bereits durch schwere Gewaltstraftaten im Rotlicht- und Rauschgiftmillieu aufgefallen. Daher habe man Unterstützung der Spezialeinheit GSG9 angefordert, hieß es damals.
Der 24 Jahre alte Hauptbeschuldigte habe für die Schleusung von Syrern und Libanesen nach Deutschland ein internationales Netzwerk von Kontaktpersonen genutzt. Sie sollen ihm bei der Beschaffung falscher Dokumente geholfen und die Flüchtlinge auf dem Weg nach Deutschland mitunter begleitet haben. Als Preis für die Einschleusung verlangte die Bande pro Kopf bis zu 10 000 Euro – den größten Teil im Voraus. Die „Kunden“ kamen meist auf dem Luftweg nach Deutschland. Die Schleuser beschafften dafür gefälschte Reisedokumente und Aufenthaltsgenehmigungen.