Essen. . Hier wird nicht nur Fußball gespielt: DHL betreibt an der Essener Hafenstraße ein Warenlager, von wo aus Händler in der ganzen Republik beliefert werden.
- Der Logistikkonzern DHL betreibt an der Hafenstraße ein Warenlager
- Von dort werden aus Textil-Händler in der ganzen Republik beliefert
- Ein Umschlagplatz für knapp 70 Millionen Teile pro Jahr
Der Sommer wird blau, gelb, lachsrosa und grün. Etwas Rot ist ebenso dabei, auch wenn diese Farbe eher gegenüber – im RWE-Stadion – eine dominierende Rolle spielt. Dass an der Hafenstraße Essens Fußball-Welt liegt, ist hinreichend bekannt. Dass dort aber auch eine der größten deutschen Drehscheiben für Mode liegt, eher weniger. Seit elf Jahren betreibt die DHL dort ein Modelager. Es gehörte bis 2005 dem Karstadt-Konzern, der damals die Logistik an die Tochter der Deutschen Post auslagerte.
Die Dimensionen der Hallen sind gewaltig: 130.000 Quadratmeter groß ist die Nutzfläche des Lagers. Das RWE-Spielfeld würde mehr als 16 Mal hineinpassen. An den Decken schlängeln sich 45 Kilometer Schienen für den Transport und die Lagerung von Textilien durch die Halle, die in der größten Ausdehnung 420 Meter lang ist. Abertausende Blusen, Kleider, Hosen, Jacken reihen sich aneinander. Sie kommen vor allem aus Fernost und warten nun darauf, dass sie je nach Bestellung an die richtigen Filialen ausgeliefert werden.
Kleider gehen fix und fertig in den Handel
Die große Welle ebbt aber gerade wieder ab. Der erste große Schwung Frühjahr- und Sommermode ist schon in den Läden. „Am meisten haben wir von Januar bis April und dann wieder ab Juli bis Ende Oktober zu tun“, sagt Ausbildungsleiter Sefai Kazoglu.
Der größte Auftraggeber für die DHL ist noch immer Karstadt. Aber auch die Betty-Barclay-Gruppe oder TK Maxx werden von Essen aus beliefert. Anfangs gehörte auch Primark dazu. Doch weil der Textil-Discounter so rasant gewachsen ist, baute DHL ein neues Lager in Mönchengladbach.
Bevor die Kleidungsstücke das Lager an der Hafenstraße verlassen, werden sie für den Handel fix und fertig vorbereitet. Das heißt: Sie bekommen Preisschilder, werden auf Wunsch auf Bügel gehängt und in Folie verpackt. Und wenn es der Auftraggeber wünscht, sogar von Hand gebügelt. Auch die Qualitätskontrolle gehört dazu.
Rund 68 Millionen Teile pro Jahr bearbeitet
Irena Zielonka hat den geschulten Blick dafür. Auf einem Rock mit durchbrochener blauer Spitze hat die gelernte Schneiderin eine kleine rote Farbmarkierung gefunden. An den Abnähern sind zudem die Fäden nicht ordentlich abgeschnitten. Das wird sie der Mode-Firma auflisten und die entscheidet dann, ob der Hersteller die Ware zurücknehmen muss.
Rund 68 Millionen Teile bearbeitet DHL in Essen. Mit rund 70 Prozent macht Karstadt noch immer den größten Teil aus. Doch die Probleme des Kaufhausriesen mit Warenhaus-Schließungen und Umsatzrückgängen der letzten Jahre haben sich offenbar auch auf das Geschäft der DHL ausgewirkt. 2005, als sie das Lager von Karstadt übernommen hatte, wurden in Essen pro Jahr noch 96 Millionen Teile bearbeitet.
Dennoch ist die DHL nach wie vor ein bedeutender Arbeitgeber in der Essener Logistikbranche. Im Durchschnitt arbeiten 560 Mitarbeiter bei der DHL Solutions Fashion GmbH an der Hafenstraße. Nachwuchsprobleme habe man zudem nicht, bilde regelmäßig aus, sagt Sefai Kazoglu.