Essen. . Axel Wiesener kommentiert die Reaktion der Grünen und der Linken in Essen auf ein neues Gutachten zum Flughafen Essen/Mülheim.

Der Flughafen Essen/Mülheim bietet einigen Parteien immer wieder Anlass, ihre Aversion gegen eine wirtschaftsfördernde Verkehrsinfrastruktur zum Ausdruck zu bringen. So jetzt wieder die Grünen und Linken in Essen mit ihrer Reaktion auf ein neues Gutachten zur fehlenden Möglichkeit, den Flughafenbetrieb vor Auslauf der vertraglichen Bindungen Anfang 2030 stillzulegen. Bei den Grünen könnte man ja noch Nachsicht haben, weil alles, was als Verkehrsmittel nicht Straßenbahn oder Fahrrad ist, ideologisch nicht in Ihr Konzept passt und daher zu verhindern gilt.

Aber die Linken? Sind sie nicht historisch vor allem dem Anliegen der Arbeiterschaft verpflichtet? Und gehört dazu nicht zuletzt, dass es überhaupt Arbeit für sie gibt? Die Arbeitsplätze, die mit dem Flughafenbetrieb unmittelbar und mittelbar verbunden sind - etwa 500 - ist das nichts, worüber die Linken sich Gedanken machen sollten? Gewiss: In der derzeitigen Struktur macht der Flughafen mangels weiterer Fluggenehmigungen Verluste. Aber es gibt Konzepte, ihn wirtschaftlich erfolgreich zu machen, wenn man seinen Flugbetrieb denn ausbaute. Wäre das nicht ein vorrangiges Anliegen für Parteien, die sich die Interessen der arbeitenden Bevölkerung auf die Fahnen geschrieben haben? Dass stattdessen einer Rentnermentalität nachgelaufen wird, die Ruhe haben und keine Veränderungen will, auch wenn es für die arbeitssuchenden jungen Menschen von Vorteil wäre, weist auf einen Generationenkonflikt hin, den politisch Verantwortliche zu entschärfen sich bemühen sollten. Beispielgebend hierfür kann die Politik des Ministerpräsidenten Kretschmann aus dem wirtschaftlich überaus erfolgreichen Baden-Württemberg angeführt werden. Dazu sein Motto, Zitat: „Ideologien sind wie Laternen; sie können Wege ausleuchten, aber nur Betrunkenen dienen sie zum Festhalten.“

Es könnte der Prosperität unserer Stadt dienlich sei, sich dieses Motto zu eigen zu machen, auch bei dem Ausstiegsbeschluss zum Flughafen. Wenn alle Verantwortlichen die Optionen, die dieser Flughafen bietet, noch einmal sorgfältig auf den Prüfstand stellen und zugleich den technischen Fortschritt mit berücksichtigen, der in den nächsten zwei Jahrzehnten auch für Flugzeuge den Hybridantrieb ermöglichen wird, das heißt Start und Landung mit äußerst geräuscharmem Elektromotorenantrieb, dann und nur dann wird man seiner Verantwortung für die nächste Generation und die Zukunft unserer Stadt gerecht.

Dr. Axel Wiesener (71) ist Jurist, Essener Bürger und Mitglied im Arbeitskreis „Essen 2030“, der sich mit Fragen der Stadtentwicklung befasst.