Essen. Viele Flüchtlinge können nicht schwimmen und unterschätzen die Gefahren im Wasser. Vorm Start der Freibadsaison startet Essen darum eine Infokampagne.
Kurz vor Beginn der Freibadsaison Anfang Mai bereitet sich die Stadt Essen auf eine neue Besuchergruppe vor: die zahlreichen Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Essen gekommen sind. „Der Großteil von ihnen hat keinerlei Kenntnis der deutschen Badekultur und nur die wenigsten können schwimmen“, sagt Andreas Bomheuer, der als Dezernent die beiden Fachbereiche Sport und Integration verantwortet.
Aufgeschreckt wurden die Verantwortlichen beim Abschwimmen im Hauptbad im Dezember 2015: Da drohten drei syrische Flüchtlinge zu ertrinken und konnten nur durch das beherzte Eingreifen des Personals gerettet werden. Die jungen Männer waren – unabsichtlich oder zu unbekümmert – vom Nichtschwimmer- in den Schwimmerbereich geraten. „Die Flüchtlinge unterschätzen oft die Gefahren und überschätzen das eigene Können“, erläutert Bomheuer. „Wir wollen daher schon in den Flüchtlingsunterkünften intensive Aufklärungsarbeit betreiben.“
Darum haben sich die Verantwortlichen der Sport- und Bäderbetriebe jüngst mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände zusammengesetzt. Ein Erfahrungsaustausch, der auch helfen sollte, die Mitarbeiter in den Bädern auf ihre neuen Gäste vorzubereiten. Um bei den Flüchtlingen das Bewusstsein für Gefahren zu schärfen, werden nun Sicherheitshinweise zum Baden in allen Unterkünften, in Schwimmbädern und in der Volkshochschule verteilt. Die Stadt greift dabei auf Infomaterial der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen, der DLRG und der Stadtwerke München zurück. Die in sechs Sprachen verfügbaren Informationen sollen in den Integrationskursen an der VHS und in den Seiteneinsteigerklassen an den Schulen vermittelt werden.
Wochenend-Öffnung nicht vertretbar
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„Das Interesse der Flüchtlinge am Schwimmen ist sicher groß“, glaubt Olaf Jasser, der für die Grünen in der Bezirksvertretung III sitzt. Noch am Wochenende habe er eine Gruppe im neuen Sportbad Thurmfeld gesehen, in dessen Nähe sich mehrere Asylheime befinden. Umso bedauerlicher findet Jasser, dass die erweiterten Öffnungszeiten dort nach einer zweimonatigen Testphase nun beendet werden: Zum Saisonstart wird das Personal in den Freibädern benötigt, dann ist das Thurmfeld-Bad nur noch Montag bis Freitag von 6.30 bis 10 Uhr für Badegäste geöffnet. Ein Fehler, findet Jasser: „In der Gegend leben viele Leute, die das Bad vermutlich nur noch nicht kennen.“ Man hätte in Kitas, Schulen und Spielgruppen Werbung für die Öffnung am Samstag und Sonntag machen sollen. „Dann wäre diese auch besser angenommen worden.“
Die Verwaltung hält jährliche Zusatzkosten von 230.000 Euro für die Wochenend-Öffnung allerdings für nicht vertretbar. Im Sportausschuss habe man sich jetzt darauf verständigt, das Thema Öffnungszeiten einmal grundsätzlicher anzugehen, sagt der Vorsitzende Klaus Diekmann: „Wir werten erstmal aus, wie die Essener Bäder genutzt werden.“