Essen. Über ein Jahr lang ermittelte die Polizei gegen die litauischen Autoknacker. Jetzt beginnen in Essen die ersten Strafprozesse.

47 Festnahmen, 110 durchsuchte Wohnungen und Büros, Diebesgut für 4,2 Millionen Euro und 1200 sichergestellte Navigationsgeräte – das ist die stolze Arbeit der polizeilichen Ermittlungsgruppe „Kasimir“. Jetzt beginnen die ersten Strafverfahren gegen die meist aus Litauen stammenden Angeklagten.

Drei sind es vor der XVI. Strafkammer. Zwischen 24 und 39 Jahre sind sie alt. Nur einer von ihnen lebte in Essen, in Dellwig: Michailas S., der 39-Jährige. Er kannte sich aus und bot den aus Litauen eingeschleusten Komplizen eine Wohnung. Es sind eher kleine Fische, die den Prozessreigen vor der Essener Justiz eröffnen. Aber sie zeigen die Struktur, wie ausländische Banden nach Deutschland kommen und lange Zeit unentdeckt Straftaten begehen. Wird einer festgenommen, ist ihm wenig nachzuweisen. Und der nächste Täter wird schnell von Litauen aus ins Ruhrgebiet geschickt.

Die Anklage umfasst Taten aus der Zeit von August 2013 bis September 2015. In unterschiedlicher Beteiligung sollen die drei Angeklagten vorgegangen sein. Nicht immer sind sie professionell. Am 6. August 2013 gelangen sie in ein Wohnhaus in Velbert. Aus dem Flur nehmen sie die Autoschlüssel mit, klauen den Opel Corsa des Velberters. Weit kommen sie nicht, landen im Graben. Kurzerhand nehmen sie dank der Autoschlüssel den anderen Wagen des Velberters, einen Mitsubishi Space Runner. Diesmal klappt es, bis der Wagen auffällt, weil der Fahrer eine Einbahnstraße falsch ansteuert.

72 Räder für 90.000 Euro

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Kurz danach werden sie erfolgreicher. Aus einer Garage in Herne klauen sie ein BMW-Krad für 15.000 Euro. Es wird später in der Carolus-Magnus-Straße in Bergeborbeck gefunden. Diese Halle, auch ein Lagerplatz für Navis, hatte zuerst die Aufmerksamkeit der Polizei erregt.

Die Diebesserie endet am 24. September 2015 in Dülmen. Dort brechen sie laut Anklage in ein Fahrradgeschäft ein, stehlen 72 Räder im Wert von rund 90.000 Euro. Kurz danach nimmt die Polizei sie fest. Über lange Zeit hatten die Fahnder die Gruppe observiert, um „nicht nur die Ameisendiebe, sondern die Hintermänner“ zu fassen. Vor Gericht geht es zum Auftakt eher um die Ameisendiebe. Rechtsgespräche werden nichtöffentlich geführt, die Strafkammer sichert den Angeklagten für ein Geständnis zwischen neun Monaten und vier Jahren Haft zu. Die Angeklagten signalisieren Zustimmung, wollen am nächsten Prozesstag gestehen.