Essen. Das neue Sportbad Thurmfeld besticht durch seine lichte Architektur. Doch die Badegäste nehmen die Öffnung am Wochenende erst zögerlich an. Ein Test.

Die erste Bad-Eröffnung seit vielen Jahren wurde im Januar gefeiert, nun haben wir das Sportbad am Thurmfeld getestet.

Der erste Eindruck

Anders als das Hauptbad liegt das neue Bad etwas entlegen, nördlich der Uni – bis vor kurzem stand hier die Ofenhaus-Ruine der alten Gasanstalt. Ein Schild an der Bottroper Straße wäre hilfreich, um den Neubau auf der früheren Brachfläche zu finden. Autofahrer können bis vors Bad fahren; Parkplätze werden nur bei Wettkämpfen knapp.

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Das schmucke Gebäude ist in Weiß und Rostrot gehalten – dazu kommt viel Glas: Schon wer das Foyer betritt, schaut aufs Wasser. Tickets müssen am Automaten gezogen werden; das gilt auch für Vielschwimmer mit Geldwertkarte. Eine Schnellkasse, die solche Karten erkennt, hat das neue Bad nicht. Man hat das Drehkreuz aus dem Hauptbad übernommen.

Umkleiden

Der Umkleidebereich aber ist nagelneu. Statt unpraktischer, fest montierter Haartrockner gibt’s bewegliche Föne; dazu Steckdosen und einen großen Spiegel. Da es sich um ein Bad handelt, in dem vorwiegend Schul- und Trainingsstunden stattfinden, dominieren Sammelkabinen. Wer sich lieber allein umzieht, findet auch Einzelumkleiden. Was fehlt, sind Bügel: Bei Schülern und Athleten gebe es da keinen Bedarf, heißt es. Nicht sportlich, sondern spartanisch sind die schmalen Bänke geraten.

Duschen

Die Duschen sind wie die Umkleiden in warmen Tönen gehalten, einladend und sauber; der Wasserdruck könnte jedoch höher sein. In der Anfangszeit klagten viele Badegäste, dass die Duschräume kühl und zugig sind. Wie die Sport- und Bäderbetriebe mitteilten, arbeite man noch an der Feinjustierung der Lüftungsanlage. Bei unserem Besuch am Samstag wirkte die Zugluft merklich gedrosselt.

Wer sich im Duschraum abtrocknen will, steht zwischen den Türen zur Halle bzw. zu den Umkleiden. Tritt jemand ein, steht man hier nackt auf dem Präsentierteller. Das ist lästig, aber der breite Gang von Tür zu Tür ermöglicht Rollstuhlfahrern den ungehinderten Zugang zum Bad, das völlig barrierefrei ist.

Halle und Becken

Wo sich das Hauptbad als Badetempel mit drei Becken und spektakulärem 7,5-m-Turm präsentierte, handelt es sich hier um einem kompakten Zweckbau. Neben dem 25-m-Sportbecken mit acht Bahnen gibt es ein Lehrschwimmbecken, das auf ganzer Fläche mit Hubboden ausgestattet ist: Man kann die Wassertiefe so verringern, dass sich auch Nichtschwimmer und Kleinkinder gefahrlos bewegen.

Auch ein Drittel des 25-m-Beckens hat einen Hubboden; zudem gibt es eine 1- und 3 m-Sprunganlage. Moderne Startblöcke, elektronische Zeitabnahme, Digitalanzeige und eine Empore für die Wettkampfleitung sorgen dafür, dass das Bad größere Sportereignisse beherbergen kann. Beim Nando-Burchard-Schwimmfest im Januar wurde es auf der Tribüne zwar recht eng und bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften musste man neben dem Bad ein Zelt platzieren; an der technischen Ausstattung gab es jedoch keine Kritik.

Dagegen sollen die Treppen am kleinen Becken noch sicherer gestaltet werden. Und am Handlauf des Sprungturms tauchten Rostflecken auf; hier läuft die Suche nach Ursache und Verantwortlichen.

Die Badegäste

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Das Thurmfeld-Bad ist auf sportliche Schwimmer ausgerichtet, sie dürfte die Wassertemperatur von lediglich 26 Grad wenig stören. Gleiches gilt für die Frühschwimmer, die die knappen Öffnungszeiten an Wochentagen nutzen. Im März und April öffnet man das Bad testweise auch an Wochenenden, versucht, andere Besuchergruppen zu gewinnen – noch mit verhaltenem Erfolg. Gerade mal 200 Besucher kamen am Ostermontag, als stadtweit kein anderes Bad geöffnet hatte. Viele Essener kennen das Thurmfeld-Bad wohl noch nicht, andere wollen eher planschen als Bahnen ziehen.

Badleiter Georg Schwiderski und sein Team bemühen sich sehr um ihre Gäste: So halten sie im Lehrschwimmbecken jetzt auch Bälle und Wasserspielzeug bereit. Wie sagt Schwiderski: „Kleine Wünsche erfüllen wir immer gern.“

Preise, Öffnungszeiten und Erreichbarkeit

  • Sportbad Thurmfeld, Reckhammerweg 84 (Bottroper Str.); Info: www.essenerbaeder.de
  • Geöffnet: Mo - Fr, 6.30-10 Uhr; Sa/So/Feiertag in der Regel geschlossen. Testweise öffnet das Bad am Sonntag, 17. April, Sonntag, 24. April und Samstag, 30. April, jeweils von 8 bis 15 Uhr
  • Preise: 3 Euro/erm. 2 Euro, Familienkarte: 8,50 Euro. Frühtarif bis 8 Uhr: 2/erm. 1,50 Euro.
  • Angebot: Wettkampfgerechtes 25-Meter-Becken mit acht Bahnen; 1-Meter- und 3-Meter-Sprunganlage. Digitale Zeitnahme, Anzeigetafel, 530 Zuschauerplätze (davon 240 Sitzplätze). 167 qm großes, multifunktionales Lehrschwimmbecken. Behindertengerechte Duschen, Toiletten, Umkleiden. Gymnastikraum.
  • Anbindung: U 11, U 17, Haltestelle Universität. Ab September hält die Buslinie 166 am Bad.

Das Fazit

Pro: Das Bad ist sauber, freundlich, funktional und besticht durch seine lichte Architektur: Vom Becken schaut man durch die Glasfassade ins Freie, wo es zaghaft grünt. Nach dem Abriss des alten Ofenhauses ist der Weg für eine ansprechendere Gestaltung des Außenbereichs frei. Die Ausstattung als Wettkampfstätte ist top – und auf der Tribüne rekeln sich auch Nichtsportler gern.

Contra: Mit der Opulenz des Hauptbades kann der Zweckbau nicht mithalten. Auch erschweren die Randlage und die Ausrichtung als Sportbad – vom kühlen Wasser bis zu den abgetrennten Bahnen – das Werben um andere Besuchergruppen. Die Öffnung an Wochenenden ist zu begrüßen; bloß ist eine Testzeit von zwei Monaten für ein wenig bekanntes Bad sehr knapp bemessen.