Essen. . Die Band „Böhse Onkelz“ feiert ihr 35-jähriges Bestehen am 6. Mai in Essen: Ein Orchester spielt die Hits der Band. Der Vorverkauf beginnt am Freitag.

  • Der Vorverkauf der 1800 Tickets startet am Freitag, 8. April, um 10 Uhr ausschließlich online.
  • Orchester spielt Hits der Band: Konzertbesucher sollen in Abendgarderobe erscheinen
  • Philharmonie Essen hat Saalbau an Veranstalter Handwerker Promotion vermietet

„Gehasst, verdammt, vergöttert“ heißt ein Lied der Rockband „Böhse Onkelz“. Der Songtitel gibt auch einen Hinweis auf die jahrelangen Konflikte rund um die bis heute ebenso beliebte wie umstrittene Ex-Skinhead-Band: Kritiker warfen den Frankfurtern trotz mehrfacher Distanzierungen vor allem in den neunziger Jahren neonazistische Tendenzen vor. Ihr 35-jähriges Bestehen feiern die Onkelz nun am Freitag, dem 6. Mai in Essen: in der Philharmonie.

Wie das Bandmanagement am Dienstag bekannt gegeben hat, wird das 80-köpfige Ensemble des Bratislava Symphonie Orchester Klassiker der Gruppe in der Philharmonie uraufführen. Das Orchester hatte ein Best-of bereits für das klassische Jubiläumsalbum „Symphonien und Sonaten“ eingespielt. Auch die Bandmitglieder werden das dreistündige Konzert und die Gala besuchen, wohl aber nicht auftreten.

Der Vorverkauf der 1800 Tickets startet am Freitag, 8. April, um 10 Uhr ausschließlich online. Sitzplatzkarten kosten zwischen 40 und 90 Euro. Die Konzertbesucher, so der Wunsch der „Böhsen Onkelz“, sollen im Saalbau nicht in Band-Shirts, sondern in Abendgarderobe erscheinen.

Philharmonie an Handwerker Promotion vermietet

Die Geburtstagshow gehört nicht zum Programm des Konzerthauses, erklärt Christoph Dittmann, Pressesprecher der Philharmonie: „Wir vermieten das Haus für eine große Bandbreite an Veranstaltungen – Kongresse, Jahreshauptversammlungen und eben auch Konzerte.“ Veranstalter ist das international etablierte Team von „Handwerker Promotion“, das zurzeit beispielsweise auch David Garrett und Heinz Rudolf Kunze präsentiert. „Mit Handwerker“, so Philharmonie-Sprecher Dittmann, „haben wir über viele Jahre hinweg regelmäßig gute Erfahrungen gemacht.“ Darum sei die Jubiläumsgala der polarisierenden Musiker in der Philharmonie intern nicht diskutiert worden. Für Handwerker ist es die erste Zusammenarbeit mit „Böhse Onkelz“.

Am Mittwochabend kommentierte die Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP) die Veranstaltung obendrein über eine Pressemitteilung der Stadt Essen. Darin schreibt das Presseamt: "Über die grundsätzlichen Inhalte auch der extern vermieteten Veranstaltungen ist die Philharmonie informiert und diskutiert diese, falls notwendig. Über die frühere rechtslastige Ausrichtung der Band 'Böhse Onkelz' war sich die Philharmonie bewusst. Allerdings gab die stark veränderte Positionierung der vergangenen Jahrzehnte keinen Anlass, die Veranstaltung in Frage zu stellen."

„Böhse Onkelz“-Sänger Kevin Russell bei einem Auftritt im Jahr 2001.
„Böhse Onkelz“-Sänger Kevin Russell bei einem Auftritt im Jahr 2001. © imago stock&people

Die als Punkband gestarteten Onkelz, die seinerzeit auch öffentlich von den Toten Hosen und den Ärzten für live gespielte Songs wie „Türken raus“ (1981) und „Deutschland den Deutschen“ (1983) kritisiert wurden, konnten in den neunziger Jahren ein größeres Publikum und Hörer quer durch alle Bevölkerungsschichten für sich gewinnen. Obwohl sich jahrelang Fernseh- und Radiosender weigerten, ihre Lieder zu spielen, erreichten drei „Böhse Onkelz“-Alben zwischen 1998 und 2002 Platz 1 in den Charts. In dieser Zeit traten die Musiker, die sich auch bei Neonazis weiter großer Beliebtheit erfreuten, verstärkt bei Rock-gegen-Rechts-Festivals auf.

Ihr rechtes Image konnte die Onkelz aber nie abschütteln. Als sie 2003 im Vorprogramm der Rolling Stones auftraten, titelte die New York Post dennoch: „German Nazi Punk Band to open for the Rolling Stones“.

Böhse Onkelz für den Echo nominiert

Seit der Bandauflösung 2004 – vor zwei Jahren gaben die Onkelz mehrere Comeback-Konzerte auf dem Hockenheimring – machte vor allem Sänger Kevin Russell Schlagzeilen: Am Silvesterabend 2009 rammte er mit seinem Sportwagen unter Drogen auf der Autobahn bei Frankfurt einen anderen Wagen und flüchtete zu Fuß. Zwei Männer wurden schwer verletzt, Russell 2010 zu 27 Monaten Haft verurteilt und nach vier Monaten im Gefängnis in eine Drogentherapie geschickt.

Dass die Band weiterhin viele Fans hat, zeigt auch ihre aktuelle Nominierung für den Echo: Mit ihrer Live-DVD „Nichts ist für die Ewigkeit – Live am Hockenheimring“ tritt sie gegen Helene Fischer, Peter Maffay, Rammstein und Udo Jürgens an.