Essen. . Frank Richter will nach Ausschreitungen das Gespräch mit RWE-Chef Welling suchen. Fanbeauftragter kritisiert das Vorgehen der Polizei als „total übertrieben“.

  • Präsident Richter will mit RWE-Boss Welling über härtere Mittel gegen Krawallmacher sprechen
  • Sechs Beteiligte sind identifiziert. Auseinandersetzung wurde gefilmt
  • RWE-Fanbeauftragter: „Die Polizei hat total übertrieben und ich war erschrocken über Berichte“

Als bekennender Fan von Rot-Weiss Essen kann Polizeipräsident Frank Richter Eigentore an der Hafenstraße ganz schlecht verknusen – schon gar nicht, wenn sie absolut unsportlicher Natur sind. Nach der „richtig aggressiven Randale“ und dem beabsichtigten Sturm auf die Vereins-Geschäftsstelle durch bis zu 150 RWE-Chaoten am Samstag sieht der Behördenleiter akuten Handlungsbedarf. Er werde mit dem Vereinsvorsitzenden Michael Welling über die Vorfälle „Klartext reden“ – auch mit dem Ziel, Stadionverbote gegen überführte Krawallmacher auszusprechen, kündigte Richter am Montag gegenüber dieser Zeitung an: „Wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, zu härteren Mitteln zu greifen.“

Angriffe mit Flaschen und Stöcken

Wen die für so manchen Hafenstraßen-Besucher empfindlichste aller denkbaren Strafen nach den Angriffen mit Bierflaschen und Stöcken auf die eingesetzten Polizisten treffen könnte, ist noch offen. Bislang hat die Behörde sechs Strafverfahren gegen bereits identifizierte mutmaßliche Gewalttäter eingeleitet, sagte Polizeisprecher Ulrich Faßbender am Montag: zwei davon wegen gefährlicher, eins wegen einfacher Körperverletzung, zwei wegen Beleidigung sowie eins wegen Landfriedensbruchs. Die Ausschreitungen seien allesamt auf Videos dokumentiert. Die Bilder werden jetzt ausgewertet, um weitere Randalierer überführen zu können, so Faßbender.

Michael Welling war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, so sehr war der Vereinsboss damit beschäftigt, den weiteren sportlichen Niedergang des Traditionsclubs von der Hafenstraße aufzuhalten. Aus der RWE-Führungsetage war dennoch zu hören, dass man sich weder einem Gespräch mit dem Polizeipräsidenten noch dem Thema Stadionverbote grundsätzlich verschließe. Solche Sanktionen müssten aber in jedem Einzelfall geprüft werden, hieß es, während die RWE-Fans in den sozialen Netzwerken sich bereits deutlich „von diesen Idioten“ distanzierten.

Gar nicht zu der Darstellung der Polizei, die den Sturm der Geschäftsstelle nach eigenen Angaben „nur durch den Einsatz von Pfefferspray“ verhindern konnte, wollen die Beobachtungen des RWE-Fanbeauftragten passen.

„Die Polizei hat total übertrieben“

Michael Brandtner („ich war selber da“) behauptet, dass „die erste Gewalt von der Polizei selbst ausgegangen“ sei. Ein beabsichtigter Sturm auf die Geschäftsstelle sei für ihn nicht zu erkennen gewesen: „Ein paar Stadionbesucher wollten dort hinlaufen“. Doch die Polizei habe „direkt zugemacht“. Als die von der NPD-Demo im Südviertel abkommandierten Beamten der Einsatzhundertschaft „den Ultras, die in Richtung Bottrop auf dem Weg zu ihren Autos waren, den Weg absperrten“, sei es „sofort zum Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray“ gekommen, so Brandtner: „Die Polizei hat total übertrieben und ich war erschrocken über die anschließenden Berichte.“

Dem widersprach Polizeisprecherin Tanja Horn am Abend: „Die Unruhen waren erst der Grund, dass Teile der Hundertschaft dorthin gekommen sind.“