Gespannt schaut der kleine Theo auf das bunte Buch in seiner Hand. Selbst lesen kann er es nicht, dafür ist er noch zu klein, aber die Bilder aus dem „Land der Flöhe“ von Beatrice Alemagna kennt er ebenso wie die Geschichte der kleinen Plagegeister. Denn Theo ist eines von 111 Kindern, das in der Kindertagesstätte Lumiland an der Grillostraße seinen Tag verbringt. Es ist die erste Literatur-Kindertagesstätte der Stadt.
Vom Landesverband Westfalen-Lippe wird das Zertifikat Literatur-Kita vergeben, Lumiland hat es bekommen. Erst einmal für drei Jahre, dann folgt die Überprüfung. Das Zertifikat stellt sicher, dass eine Tagesstätte großen Wert auf tägliche Arbeit mit Literatur legt, regelmäßig mit den Kindern in Büchereien geht und philosophische Fragen in den Alltag integriert.
Anja Spickernagel ist Pädagogin in der Kindertagesstätte an der Grillostraße, sie arbeitet, liest und spielt täglich mit den drei Monate bis sechs Jahre alten Kindern. „Unsere Einrichtung legt viel Wert auf Sprache und Literatur. Wir singen jeden Morgen zusammen, lesen täglich vor und haben sogar eine Philosophie AG, in der die Kinder verschiedenste Fragestellungen bearbeiten.“ Fragen wie „Welches Tier wärest du?“ oder „Wie geht es dir?“ sollen die Sprechfähigkeit und das Gefühl für Worte fördern. So hat die Kita zwei Sprachfördergruppen, die sich vor allem an Migranten richten. Zusätzlich beschäftigt Lumiland vier englischsprachige Pädagogen, sie sprechen mit den Kindern nur englisch, bereiten so auf den Sprachunterricht in der Grundschule vor. „Es ist erwiesen, dass Kinder, die in frühestem Alter englische Sprache gehört haben, in der Schule schneller und besser lernen“, so Pädagogin Spickernagel. Die Kita ist literaturtechnisch sehr gut aufgestellt: Etwa 350 Bücher stehen in der eigenen Bibliothek, davon zehn Prozent in englischer Sprache. Jedes Kind darf sich Bücher für Zuhause ausleihen. Papa und Mama sollen so in den Lernprozess eingebunden werden. Natürlich können die wenigsten der Kinder im Lumiland lesen, aber die Bilder verstehen sie und auch das Vorlesen helfe ihnen, in der Schule besser lesen und schreiben lernen zu können, so Leiterin Petra Rettig-Reinold: „Wenn sie den Klang von Worten gehört haben, hilft das in der Grundschule.“
Aber auch Spiel und Sport verschwinden nicht hinter den Bücherbergen. Zwei Außen-Spielplätze mit großen Holz-Spiel- und Klettergeräten warten darauf erklommen zu werden, ein integrierter Spielraum sorgt bei schlechtem Wetter für Spaß. Und einmal pro Woche geht’s ins Schwimmbad.