Essen. . Vom Suchen und Finden eines Eheringes: Daniela Heger entdeckte den verloren gegangenen Ring am Montag und suchte den Besitzer auch auf Facebook. Der 85-Jährige ist nun „der glücklichste Mann der Welt“.

Am Mittwochmorgen saß Ewald Maihofer zitternd in seiner Küche und schickte seinem „Herrn und Hirten“, wie er sagt, weinend ein Dankgebet zum Himmel: „Herrgott, deine Wege sind unergründlich.“ Der 85-Jährige hatte in der Rüttenscheider Ausgabe unserer Zeitung gelesen, was sein Sohn (46) zuvor schon im Internet erfahren und ihm am Telefon voller Aufregung berichtet hatte: Die 29-jährige Daniela Heger hat den Ehering gefunden, den Ewald Maihofer zwei Tage zuvor verloren hatte – den Ring also, mit dem er seiner Frau Christine am 5. September 1959 im alten Rüttenscheider Rathaus und in der Andreaskirche das Eheversprechen gab.

Als der Senior sein Glück in der Küche in der Veronikastraße am Mittwoch fassen konnte, nahm er seine 82-jährige „Christel“, die er mit seinen Kindern zu Hause pflegt, in den Arm. Dann rief er die Polizei an. Als er die ehrliche Finderin wenige Stunden später trifft, schießen auch der Krankenschwester und ihrem Ehemann Tränen in die Augen.

Sie haben denselben Hochzeitstag!

Selbst Polizeisprecher Marco Ueberbach schämt sich seiner Ergriffenheit nicht, als der 85-Jährige im Polizeipräsidium Daniela Heger in den Arm nimmt und ihr strahlend und mit Demut schildert, Gott habe seine Gebete wieder einmal erhöht: „Ich hatte schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dass ich den Ring wiederbekomme. Sie haben mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht.“

Wieder vereint: Christels Ehering und das Pendant, das ihr Ehemann Ewald Maihofer am Montag verloren und nicht wiedergefunden hatte. Am Mittwoch nahm der 85-Jährige seiner Christel den Ring vom Finger, um im Polizeipräsidium zu beweisen, dass er der Besitzer des Fundstückes ist.
Wieder vereint: Christels Ehering und das Pendant, das ihr Ehemann Ewald Maihofer am Montag verloren und nicht wiedergefunden hatte. Am Mittwoch nahm der 85-Jährige seiner Christel den Ring vom Finger, um im Polizeipräsidium zu beweisen, dass er der Besitzer des Fundstückes ist. © Philipp Wahl

Man glaubt es dem Polizei-Pensionär sofort und hört ungläubig zu, wie er und die junge Frau sich – an seinem alten Arbeitsplatz an der Büscherstraße – über eine weitere Gemeinsamkeit freuen: Sie haben denselben Hochzeitstag! Daniela Heger hat ihrem Mann Sebastian Stumpf ebenfalls am 5. September das Jawort gegeben, 2014 war das.

„Ich habe immer versucht, den Menschen zu helfen“

Am Montag hatte sie das güldene Schmuckstück, in das „Christel“ und das Hochzeitsdatum eingraviert sind, auf einem Sitz der Bushaltestelle Walpurgisstraße in Rüttenscheid entdeckt. Heger nahm den Ring mit, startete im sozialen Netzwerk Facebook einen Suchaufruf und schilderte ihr Anliegen unserer Redaktion. Warum sie sich solche Mühe machte? „Ich wäre doch selbst todunglücklich, wenn ich meinen Ehering verlieren würde“, erklärt die Rüttenscheiderin. Und fährt ganz ohne Pathos fort: Sie glaube obendrein an eine „Kette der Hilfsbereitschaft. Menschen, denen geholfen wurde, sind auch hilfsbereiter. Und helfenden Menschen wird geholfen.“ Einen Tag später erzählt ihr Ewald Maihofer, der Katholik und Polizist: „Ich habe immer versucht, den Menschen zu helfen.“

Mann der Finderin sucht Vollzeitstelle als Kellner

Apropos „Kette der Hilfsbereitschaft“: Daniela Hegers Ehemann Sebastian Stumpf (28) sucht eine Stelle als Kellner. Er hat neun Jahre Gastro-Erfahrung und will seine Lehre als Restaurantfachkraft abschließen. Interessierte können sich in der Redaktion melden:
unter der Telefonnummer 0201/804-8193.

So auch am Montagnachmittag: Mit seiner geliebten Christel wollte er der Schwägerin Weinbrandbohnen ins Heim bringen: Als der 85-Jährige an der Bushaltestelle die Handschuhe auszog, um die Fahrscheine aus der Tasche zu ziehen, „muss ich den Ring verloren haben“.

Er suchte minutenlang, bis der Bus kam. Später suchte er verzweifelt zu Hause weiter: „Der Ring steht doch für unsere glückliche Ehe! Bei uns passt kein Blatt Papier dazwischen. Wir planen schon unsere Diamanthochzeit.“

Haben wie der Herr des wiedergefundenen Rings ebenfalls am 5. September geheiratet: Finderin Daniela Heger und ihr Mann Sebastian Stumpf.
Haben wie der Herr des wiedergefundenen Rings ebenfalls am 5. September geheiratet: Finderin Daniela Heger und ihr Mann Sebastian Stumpf. © Essen

Nach dem Happy End mit bewegender Übergabe des Rings gibt Ewald Maihofer seinen neuen Bekannten noch das Geheimnis einer glücklichen Ehe mit auf den Weg: „Dem anderen Freiraum geben. Vertrauen. Und Gott vertrauen.“

Dann eilt das älteste noch lebende Gründungsmitglied des Polizeichores vom Präsidium weiter zur Probe: „Das werden mir die Kameraden nicht glauben.“