Essen. . Die arbeitsfähigen Bewohner der städtischen Unterkünfte sollen in Parks, auf Schulhöfen, in Altenbegegnungs- und Kindertagesstätten mit anfassen.

  • Nichtstun sorgt für Spannungen in den städtischen Unterkünften
  • Sozialdezernent hofft auf mehr gesellschaftliche Akzeptanz durch Arbeit
  • Wie viele Jobs zur Verfügung stehen, ist noch offen

Tag für die Tag die Zeit totschlagen, um mal wieder darauf zu warten, dass das Asylverfahren endlich in die Wege geleitet oder eine eigene Wohnung Realität wird – das sorgt für zunehmende Unzufriedenheit und Spannungen unter den aktuell 4600 Menschen in Essens Flüchtlingsunterkünften. Diese Erfahrung hat die Stadt in den vergangenen Monaten zur Genüge machen müssen und will nun gegensteuern: mit sinnvoller Beschäftigung.

Die Flüchtlinge sollen für einen gesellschaftlichen Mehrwert sorgen

Arbeitsfähige Flüchtlinge sollen sich künftig freiwillig durch gemeinnützige Jobs in Parks und Wäldern, auf Schulhöfen, in Altenbegegnungs- oder auch Kindertagesstätten im Rahmen der so genannten Gemeinwohlarbeit einbringen.

Diesen Vorschlag hat Sozialdezernent Peter Renzel jetzt der Politik unterbreitet: „So können die Flüchtlinge für einen gesellschaftlichen Mehrwert sorgen, bekommen Abwechslung in ihren Alltag und Anerkennung in der Nachbarschaft der Unterkünfte. Wir wollen einfach testen, was die können.“ Es sei für die Bürger „doch ein ganz anderes Bild“, wenn sie sähen, dass sich die Asylbewerber einbringen.

Der Anspruch, der dabei an die Menschen gestellt wird, reiche vom Ausprobieren bis hin zu einer höheren Bereitschaft zur Qualifikation. Über die Arbeit sollen sie einfach lernen: „Ich muss auch was mitbringen in diesem Land.“

Man sei mit Trägern wie etwa der Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft (EABG) und der Neuen Arbeit der Diakonie bereits im Gespräch. Wie viele Ein-Euro-Jobs letztlich angeboten werden können, sei aber noch offen, so Renzel, der die Befürchtung mancher Arbeitsmarktexperten, Flüchtlinge könnten Langzeitarbeitslosen auf diesem Weg letztlich den Job wegnehmen, nicht gelten lassen will: Es handele sich dabei um bewusst niederschwellige Maßnahmen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, die nicht in Konkurrenz zu den üblichen Instrumentarien des zweiten Arbeitsmarkts stünden. Es gehe auch nicht um einen neuen Ansatz zur Integration. „Die findet eh nicht in den Unterkünften, sondern erst später statt, wenn die Menschen eine eigene Wohnung haben“, ist Renzel überzeugt: „Dass wird uns allerdings noch herausfordern.“

Sozialen Betreuung der Bewohner verbessern

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Das Vorhaben, die Flüchtlinge möglichst sinnvoll zu beschäftigen, ist nur ein Baustein eines neuen Konzepts, an dem die Stadt arbeitet – nicht zuletzt mit Blick auf die neuen Regelunterkünfte für bis zu 400 Menschen, die zurzeit in Planung sind. Während sich das Sicherheitsmanagement nach Einschätzung der Verantwortlichen in aller Regel bewährt hat, will man nun bei der sozialen Betreuung der Bewohner nachsteuern. Künftig soll ein städtischer Koordinator im Sozialamt für jeweils 2000 Flüchtlinge verantwortlich sein. Er soll als Bindeglied zwischen dem Betreiber der Unterkünfte, dem Sicherheitsdienst, den Wohlfahrtsverbänden, die die Beratung organisieren, und den ehrenamtlichen Helfern fungieren.

Ab einer Größe von 300 Plätzen ist in den Flüchtlingsdörfern eine Vollzeitstelle für einen Einrichtungsleiter vorgesehen, der einen reibungslosen Betrieb sicherstellen soll. Dazu gibt’s einen Sozialbetreuer, der den Bewohnern an sieben Tagen in der Woche mit Rat und Tat zur Seite steht. Wenn das Mehr an sozialer Betreuung greift, will die Stadt den Sicherheitsdienst allerdings zurückfahren: Rund um die Uhr werden die Mitarbeiter nur noch an Feiertagen im Einsatz sein.