Essen. Experten der Polizei beantworten Fragen beim WAZ-Polizei-Forum zum Thema Einbruchsschutz. Bei 70 Prozent der Festnahmen helfen Bürger mit Hinweisen.

In der Kriminalstatistik stehen sie seit jeher weit oben: Wohnungseinbrüche. 2014 schlugen die Täter rund 2500 Mal zu, im Vorjahr stiegen die Fälle nochmals um rund 20 Prozent. Somit sorgte die Thematik beim WAZ-Polizei-Forum für ein volles Haus im Präsidium. Rede und Antwort standen der Erste Kriminalhauptkommissar Bodo Buschhausen, der das Einbruchs-Kommissariat leitet, und Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles, Experte für Kriminalprävention und Opferschutz.

Ein Dauerbrenner waren dabei elektronische Sicherungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Alarmanlagen. Ob solche Vorkehrungen alleine ausreichen, um einen Einbruch zu verhindern, wollten viele Teilnehmer wissen. Für Jürgen Dahles ist die Antwort klar: „Die Elektronik verhindert keinen Einbruch, sie meldet nur einen Zustand.“ Wer eine vernünftige Meldeanlage installieren wolle, müsse zudem wirklich Geld in die Hand nehmen: Mit 5000 Euro für eine hochwertige, störungsarme Anlage müsse man rechnen. Allerdings sei durch Alarmsirenen und Warnlichter nicht für alle Täter eine abschreckende Wirkung zu erzielen: „Das mag für manche Einbrecher zutreffen, aber lange nicht für alle. Wenn die Sirene losgeht und jemand die Polizei alarmiert, wissen auch die Einbrecher, dass bis zum Eintreffen einige Minuten vergehen. In dieser Zeit können sie zumindest noch einige Gegenstände mitgehen lassen.“

Nachbarschaft als beste Prävention

Stattdessen rät der Experte: „Türen und Fenster besser mechanisch sichern, nur das verhindert wirklich einen Einbruch.“ Zur Verfügung ständen sogenannte Pilzkopfgetriebe, die im Rahmen verbaut werden und ein Aufhebeln unmöglich machen, aber auch Aufschraubprodukte, die zum Beispiel durch zusätzliche Riegel verhindern, dass eine Tür oder ein Fenster aufgebrochen wird. Große Glasflächen könne man zusätzlich durch Spezialfolien schützen, die das Brechen des Glases verhindern. Wer Sicherungsmaßnahmen vornehmen will, sollte sich jedoch stets vorher genau informieren: „Ich bin Mieterin und möchte gerne meinen Balkon absichern – wie kann ich das tun?“, fragte eine Teilnehmerin. Jürgen Dahles rät hier: „Rücksprache mit dem Vermieter ist essenziell. Denn solche Umbaumaßnahmen muss er natürlich genehmigen. Am besten hält man das schriftlich fest.“

Polizei-Experten beraten kostenlos

Die Polizei berät zu technischen Sicherungsmöglichkeiten von Wohnungen und Häusern kostenlos im Polizeipräsidium, Büscherstraße 2-6, Seiteneingang.

Die Beratung findet ohne Anmeldung dienstags bis donnerstags, 9 bis 15 Uhr, und jeden ersten Samstag im Monat 9 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung statt. Kontakt: 829 44 44

In die Richtung des mechanischen Schutzes ging auch eine Frage, die ebenfalls so manchen beschäftigt: „Sind heruntergelassene Rollläden ein Einbruchsschutz?“ Experte Dahles weiß: „Alle Rollläden können irgendwie hochgeschoben werden. Das mag ein zusätzliches Hindernis für Langfinger sein, aber kein unüberwindbares.“ Auch Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder seien eher „flankierende Maßnahmen, die möglicherweise zum persönlichen Sicherheitsgefühl beitragen, aber Einbrüche letztlich nicht verhindern können.“ Denn: „Ein Täter wird immer überprüfen, ob ein Haus leer steht oder nicht. Dafür muss er nur klingeln.“

Die beste Prävention sei jedoch eine aufmerksame Nachbarschaft – „wir verdanken 70 Prozent unserer Festnahmen in Sachen Einbruch den Hinweisen aus der Bevölkerung“, erklärte Bodo Buschhausen und appellierte an die Bürger: „Scheuen Sie sich nicht, die 110 zu wählen.“