Bredeney. .
Das alte Rathaus Bredeney ist eines der Wahrzeichen des Stadtteils. Entworfen hatte das Verwaltungsgebäude der in Essen sehr umtriebige Architekt Oskar Kunhenn, gebaut wurde das Rathaus nach seinen Plänen in den Jahren 1901/1902. Das Alter des Gebäudes an der Bredeneyer Straße 131 macht sich schon länger bemerkbar: Der denkmalgeschützte Bau ist nicht mehr im allerbesten Zustand.
„Die Stadt als Eigentümer hat sich in der Vergangenheit nicht wirklich um das Gebäude gekümmert“, sagte Michael Bonmann (CDU), Bezirksbürgermeister für Bredeney, Kettwig und Werden, kürzlich im Gespräch mit dieser Zeitung. Jetzt, mit einigem zeitlichen Abstand zur jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung IX, bei der das Thema „Vermarktung des Rathauses“ auf der Agenda stand, bekräftigt er seine Kritik. „Es tut sich nichts“, sagt Bonmann.
Kleine Maßnahmen
Und dabei ist der Renovierungsbedarf laut Bonmann doch „relativ hoch“. Ein paar Beispiele: Die zuletzt vor rund zehn Jahren erneuerten Fenster seien bereits reichlich verwittert, ein Wasserschaden im Treppenhaus nur behelfsmäßig ausgebessert worden. Für die Sanierung der Außentreppe habe die Bezirksvertretung zwar vor einigen Jahren 15 000 Euro bereitgestellt. Doch insgesamt waren alle Arbeiten bislang eher kleine Maßnahmen, der große Wurf blieb aus.
Der CDU-Politiker fragt sich, warum die Stadt das zentral gelegene Gebäude nicht an einen Investor veräußere. Die Allbau AG, so Bonmann, habe, neben anderen Investoren, bereits Interesse signalisiert. Als denkbare Nutzung erachtet Bonmann beispielsweise eine Wohneinrichtung für Senioren. Man könne den Parkplatz bebauen, Küche und vorhandene Sanitäranlagen umgestalten. Der unter Denkmalschutz stehende Ratssaal sei gut als Gemeinschaftsraum geeignet. Wichtig sei nur, dass der Saal weiter für die Bürgerschaft und ihre Veranstaltungen nutzbar bleibe, so wie es derzeit der Fall sei. Den Saal könne man auch privat mieten.
Um Bewegung in die Sache zu bringen, habe Bonmann bereits regelmäßig das Gespräch mit Oberbürgermeister Thomas Kufen gesucht: „Immer wenn ich ihn sehe, erinnere ich ihn an unser Anliegen.“ Um dieses zu unterstreichen, habe er ihm zuletzt bei einem Neujahrsempfang einen Kalender mit dem Abbild der Bredeneyer Rathauses überreicht. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, ist sich Bonmann sicher.
Geschichte des Stadtteils
Und das Engagement für den Erhalt des Rathauses hat seine Gründe. Das vom Architekten Kunhenn im Stil der Neorenaissance entworfene Gebäude spiegelt nämlich auch die Geschichte des Stadtteils wider. Vor allem ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Bredeney erhebliche Veränderungen und bedeutendes Wachstum. Ursachen dafür waren der Kohlebergbau in Kleinzechen an den Ruhrhängen, später auch Ziegeleien sowie die Straßenbahnmeisterei – und der Zuzug gutsituierter Bürger.
Um die Jahrhundertwende waren die Verwaltungswege nach Kettwig zu weit geworden. In der Folge löste sich 1902 die Zweihonnschaft bestehend aus Bredeney und Schuir von der Großbürgermeisterei Kettwig, seit 1903 führte sie den Namen Bredeney. Hohe Steuereinnahmen, unter anderem von der Familie Krupp, führten zu einem gewissen Wohlstand. So konnten große Baumaßnahmen wie die des Rathauses finanziert werden.
Von 1902 bis zur Eingemeindung Bredeneys zu Essen am 1. April 1915 war das Rathaus der Sitz des Bürgermeisters. Später blieb der Bau noch lange Jahre städtische Dienststelle, vorübergehend beherbergte er die Stadtsparkasse sowie die freiwillige und die Berufsfeuerwehr, im Keller gab es sogar zeitweise Gefängnisräume. Und bis in die 1960er-Jahre konnten sich Ehepaare im Ratssaal trauen lassen.
Genutzt und geheizt
Seit 1982 sitzt die Schule für Ergotherapie des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) in dem Gebäude. So werden die Räume genutzt und geheizt. Die Tatsache, dass man einen guten Mieter habe, veranlasse die Stadt aber offenbar, sich nicht um einen Verkauf des Gebäudes zu kümmern, so Bonmann. Aber es sei unklar, wie lange der LVR das Rathaus noch nutze - oder ob die Schule vielleicht irgendwann umziehe.