Essen. . Zweieinhalb-Zentner-Bombe hatte einen tückischen Säurezünder und musste mit noch mehr Aufwand entschärft werden. Kontrollierte Explosion um 18.45 Uhr

Schon wieder ein Blindgänger, schon wieder am Europacenter – es ist der dritte Bombenfund dort binnen weniger Wochen: Am Mittwochnachmittag gegen 13.45 Uhr stieß Baggerfahrer Mike Frischauf (41) bei Ausschachtungsarbeiten auf die britische Weltkriegsbombe.

Ein nur zweieinhalb Zentner schwerer Sprengkörper, der es aber wortwörtlich in sich hatte. „Die Bombe hat einen abgescherten Langzeitzünder, deshalb muss ich sie sicherheitshalber vor Ort sprengen“, sagte Truppführer Peter Giesecke vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf dieser Zeitung. Seine Arbeit war erfolgreich: Um Punkt 18.45 Uhr sprengte der Oberhausener die Fliegerbombe.

Abermals hatte der Blindgänger einen Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei, städtischen Ordnungs- und Katastrophenhelfern ausgelöst. Wieder mussten die umliegenden Bürogebäude, darunter auch die Funkemedien-Zentrale, evakuiert werden. Erneut ruhte der Verkehr auf der A 40 gut eine Stunde lang, auch die Züge der U-Bahnlinien U 17 und U 18 durften nicht an der Baustelle vorbeifahren. Schon wieder sorgte die Bombenentschärfung mitten im Feierabendverkehr für ein Verkehrschaos. Auch die Flüchtlinge im benachbarten Zeltdorf Planckstraße machten verstörende Bekanntschaft mit den Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs. Mit Evag-Bussen wurden sie vorübergehend in eine Sammelstelle gebracht.

Bombenentschärfungen gehören in Essen fast schon zum Alltag, Sprengungen an Ort und Stelle hingegen sind höchst selten. „Mit Säurezündern ist nicht zu spaßen“, erklärte Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen. Weil der Baggerfahrer die Bombe bewegt hat, könnte die im Stahlmantel ruhende Ampulle beschädigt worden sein. Die Folge: Am Zünder zu hantieren, wie sonst bei Bombenentschärfungen üblich, wäre in diesem Fall lebensgefährlich gewesen.

Den ersten britischen Blindgänger hatten sie in der Baugrube des neuen Europacenters am 12. Januar entdeckt, den zweiten erst am vergangenen Freitag. Baggerfahrer Mike Frischauf hatte schon den letzten Blindgänger auf der Schaufel. „Ich habe mich ganz schön erschrocken“, gestand der erfahrene Baggerfahrer am Mittwoch, „so langsam reicht’s.“

Sprengmeister Peter Giesecke hat schon vor zwei Jahren Blindgänger mit heimtückischen Säurezündern zur Explosion gebracht: einmal in Essen, das andere Mal in Duisburg. „Es ist beide Male gut gegangen, toi toi toi“, sagte der Routinier, ehe er die aufwändige Sprengung vorbereitete. Vor zwei Jahren handelte es sich in beiden Fällen um kapitale Zehn-Zentner-Blindgänger, einer war im Juli 2013 in einer Krayer Grünanlage entdeckt worden.

Kontrollierte Sprengungen erfordern reichlich Dämmmaterial. Als gegen 15.25 Uhr feststand, dass noch am frühen Abend gesprengt werden musste, machte sich Baggerfahrer Mike Frischauf abermals ans Werk. Er hob ein schmales, vier Meter tiefes Loch aus, in das der Blindgänger gehoben wurde. Diesen riskanten Job übernahm der Sprengmeister selbst. Giesecke setzte sich auf den Bagger und legte die Bombe behutsam in der Grube ab. Ehe er Erdreich darüber kippte, montierte er einen Zünder und Kabel für die Sprengung an. Über das verdichtete Erdreich wölbten sie zusätzlich noch ein knapp 20 Tonnen schweres Wasserkissen. Aufwändige Vorbereitungen, die sich gelohnt haben. „Die Erde hat bei der Sprengung kaum gebebt, Schäden gab es keine“, so Mike Filzen.