Essen. . Der Hirsch Rohrleitungsbau mit fast 70 Mitarbeitern droht das Aus. Der Schlüssel für die Rettung soll bei den Stadtwerken liegen.

  • Der Hirsch Rohrleitungsbau GmbH droht nächste Woche das Aus
  • Fast 70 Mitarbeiter würden auf der Straße stehen
  • Der Schlüssel für die Rettung der Firma soll bei den Stadtwerken liegen

Normalerweise fahren die Männer der Hirsch Rohrleitungsbau GmbH raus, wenn im Netz der Stadtwerke mal wieder ein Rohr geplatzt ist. Tag und Nacht und auch am Wochenende. Nun könnte es damit vorbei sein. Das Unternehmen steht vor dem Aus. Und damit wären dann die Hoffnungen der 70 Mitarbeiter geplatzt, die bis zuletzt daran glaubten, dass ihre angeschlagene Firma doch überlebt.

Den Schlüssel für die Rettung hätten die Stadtwerke Essen gehabt, „sie wollen aber nicht über ihren Schatten springen“, beklagt Insolvenzverwalter Christoph Niering. Der Fall ist selbst für einen abklärten Insolvenzverwalter wie Niering emotional besetzt. „Ich habe selten Mitarbeiter gesehen, die trotz Insolvenz so motiviert weiter gearbeitet haben“, sagt er. Um so bitterer sei es, dass er der Belegschaft am Freitag die Botschaft überbringen musste, dass es keine Einigung mit den Stadtwerken gegeben habe. Wenn sich nicht noch in letzter Minute etwas tut, dann wird Niering kommende Woche den Laden dicht machen.

Die IG Metall ist auf dem Baum. Der Vorwurf, den Gewerkschaftssekretär Alfons Rüther formuliert, ist deutlich und hart: „Die Stadtwerke gefährden fast 70 Arbeitsplätze in Essen.“ Laut Insolvenzverwalter schulden die Stadtwerke der Firma, die zu über 90 Prozent von Aufträgen der Stadtwerke lebt, fast 700 000 Euro.

Firma sollte 2016 wieder schwarze Null schreiben

Die Stadtwerke kontern: „Wir bedauern das zwar sehr“, meint Sprecher Dirk Pomplun zur drohenden Pleite. Aber die Stadtwerke ließen sich nicht den schwarzen Peter zuschieben. Bei dem Geld handle es sich um Gewährleistungsansprüche. „Davon können wir nicht abrücken.“

Bei Insolvenzverwalter Niering klingt die Geschichte anders. Es handle sich nicht um Gewährleistungsansprüche sondern um Geld für geleistete Arbeit und zwar vor der Insolvenz. Die Stadtwerke hätten die Summe einbehalten und behaupten, Hirsch habe Muffen im Erdreich falsch verlegt. „Die Stadtwerke behaupten das einfach, ohne dies zu beweisen“, sagt Niering. Tatsächlich sollen wohl Mängel an einzelnen Verbindungsstücken entdeckt worden sein, daraus könne man aber nicht pauschal ableiten, dass alles fehlerhaft sei. Die Schadenersatzforderungen der Stadtwerke seien jedenfalls nicht belegt.

Für einen langwierigen Klageweg bleibt Niering keine Zeit. Er hat deshalb den Stadtwerken ein Vergleichsangebot vorgelegt: 350 000 Euro. Eine Summe, die ausreichen würde, das Unternehmen am Laufen zu halten, beteuert der Verwalter. In diesem Jahr sollte Hirsch Rohrleitungsbau nach Verlusten wieder eine schwarze Null schreiben. Ein Unternehmensberater habe dafür sogar ein Konzept vorgelegt, dass auch die Stadtwerke kannten. Doch auf seine elf-seitigen Ausführungen erhielt Niering nur eine vierzeilige E-Mail mit einer Absage. „Das ist doch keine Vorgehensweise“, schimpft Rüther.

Die Ursachen für die Insolvenz selbst liegen tiefer: Laut Niering hat ein ehemaliger Gesellschafter „in die Kasse gegriffen“ und ein früherer Geschäftsführer das Unternehmen in die Miesen geritten. Im August 2015 musste die Firma Insolvenz anmelden. Doch auch die Stadtwerke hätten geholfen, damit das Unternehmen wieder ins Geschäft gekommen sei. Umso verwunderlicher erscheint es den Betroffenen, dass die Stadtwerke sich jetzt einer Rettung verschlössen.

Sollte Hirsch den Geschäftsbetrieb tatsächlich einstellen müssen, wollen die Stadtwerke die Arbeiten an andere Firmen vergeben. Womöglich noch an Firmen außerhalb Essens, die hier keine Steuern zahlen, moniert die IG Metall.

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