Essen. . Obwohl im vergangenen Jahr sieben Menschen mehr starben als 2014, zieht die Polizei eine positive Verkehrsbilanz: weniger Crahs, weniger Verletzte.

  • Polizei: „Wir liegen in allen Bereichen günstiger als der Landesschnitt“
  • DIe Behörde zählte mit 22 629 Unfällen rund 200 weniger als 2014
  • Sorge bereitet der Polizei eine merklich schlechtere Moral im Straßenverkehr

Weniger Unfälle, weniger Verletzte, weniger verunglückte Kinder und auch Senioren – die Polizei hätte am Montag eine durchweg positive Bilanz der so genannten „Verkehrsunfallentwicklung“ für 2015 ziehen können, gäbe es da nicht den einen deutlichen Makel in dem nüchternen Zahlenwerk: Zehn Menschen starben auf Essens Straßen.

Es gab Jahre mit mehr Todesopfern

Sie wurden beim Überqueren der Fahrbahn auf Motorhauben aufgeladen, überrollt, verloren als Radler und Motorradfahrer die Kontrolle oder wurden auf dem Gehweg erfasst wie die 26-Jährige, die im August nach einem schrecklichen Unfall auf der Rüttenscheider Franziskastraße im Krankenhaus ihren Verletzungen erlag.

Zehn Tote, das sind immerhin sieben mehr als 2014. Doch so erschütternd jedes einzelne Schicksal selbst für Unbeteiligte auch sein mag – beim Blick auf die Statistik der vergangenen Jahre sagt Polizeidirektor Dittmar Hoga als Chef der Direktion Verkehr: „Das ist traurig, aber relativ normal.“

Tatsächlich: In der jüngeren Vergangenheit gab es durchaus Jahre mit mehr Todesopfern. 15 waren es in 2006, 13 in 2008, zwölf in 2011, elf in 2005. In der Großstadt sterbe man vor, auf dem Land im Auto, sagt Hoga, der die Entwicklung bei den Verkehrsunfällen insgesamt nach einem Ausreißer im vergangenen Jahr für die Stadt Essen „wieder im Trend“ sieht und beim Blick auf die NRW-Zahlen feststellt: „Wir liegen in allen Bereichen günstiger als der Landesschnitt.“

4245 Fahrzeuge mehr unterwegs als 2014

An der Franziskastraße überfuhr ein 80-Jähriger eine 27 Jahre alte Fußgängerin. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.
An der Franziskastraße überfuhr ein 80-Jähriger eine 27 Jahre alte Fußgängerin. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. © WAZ

Obwohl im vergangenen Jahr 4245 Fahrzeuge mehr auf den Straßen der Stadt unterwegs waren, passierten mit 22 629 Unfällen rund 200 weniger als 2014. 1661 Menschen wurden leicht verletzt. Das waren 160 weniger als im Jahr zuvor. Nur die Zahl der Schwerverletzten stieg um sechs auf 347 leicht an. Dass die Polizei „seit fünf, sechs Jahren“ härter durchgreift auf den Straßen, aber auch mehr Vorbeugung betreibt, sieht Hoga als Gründe für die positive Entwicklung.

Sorge allerdings bereitet dem Polizeidirektor eine merklich schlechtere Moral im Straßenverkehr. 5230 Mal (2014: 5019) machten sich Unfallfahrer aus dem Staub und in 455 Fällen (+26) war ein zu geringer Abstand von mehr oder minder aggressiven Dränglern eine der acht Hauptunfallursachen. Erfreulich allerdings sei: Die Unfälle unter Drogen- oder Alkoholeinfluss (169) gingen um 22,8 Prozent zurück, was Ausdruck von Vernunft aber auch ein Erfolg von mehr Kontrollen sein könne.

Unfälle mit Kindern und Senioren in Essen

Auf Essens Straßen verunglückten im vergangenen Jahr 178 Kinder. Das ist im Vergleich zu 2014 ein Rückgang um rund zwölf Prozent. 84 der bis zu 14-Jährigen waren als Fußgänger, 27 als Radfahrer unterwegs. Als Beifahrer in einem Auto verunglückten 52 Kinder.

2015 wurden 247 Senioren Opfer eines Verkehrsunfalls. Das waren drei weniger als noch im Jahr zuvor. 73 von ihnen verunglückten als Fußgänger, 69 mit dem Auto. Im Landesvergleich der Unfälle zum Nachteil über 65-Jähriger schneidet Essen gut ab: Pro 100.000 Einwohner verunglückten 198 Senioren, NRW-weit waren es 259.