Essen. . Nach Schließung der verantwortlichen Praxis und einer Pause werden die Mammografie-Screeningsjetzt in Rüttenscheid durchgeführt. Im Hintergrund wird prozessiert.

Essenerinnen, die an den Mammografie-Screenings zur Brustkrebsvorsorge teilnehmen, haben seit dieser Woche eine neuen Anlaufstelle. An der Ursulastraße 85 in Rüttenscheid steht ein „Mamm-Mobil“, in dem die Untersuchungen vorgenommen werden. Im Dezember waren die Screenings in Essen eingestellt worden, nachdem der Radiologe Dr. Karlgeorg Krüger seine Diavero-Räumlichkeiten an der Hindenburgstraße geschlossen hatte. Jetzt kommt das Mobil solange zum Einsatz, bis eine neue Praxis eröffnet. Im Hintergrund wird derweil weiter fleißig prozessiert.

Wochen der Unsicherheit üben psychischen Druck aus

Eine Frau aus Bochold, die anonym bleiben möchte, hat sich in diesen Tagen bei unserer Zeitung gemeldet. Sie war Anfang Dezember bei einem Screening. Es gab einen unklaren Befund, berichtet sie merklich beunruhigt. Eine ergänzende Untersuchung wurde vereinbart. Der Brief mit diesem Termin landete aber zu spät in ihrem Briefkasten. Als sie einen neuen Termin haben wollte, stand die vor geschlossenen Türen. Sie gesteht: „Für mich waren es mit dem unklaren Befund Wochen der Unsicherheit. Die Eventualität der Krebsdiagnose übte ständig diesen unglaublichen psychischen Druck auf mich aus“, gesteht die Frau. Sie hätte zwar zu der Untersuchung in eine vergleichbare Mammografie-Praxis nach Mülheim gehen können. „Entnervt“, wie sie sagt, wendete sich die Bocholderin schließlich an Dr. Frank Stöblen. Der ist Inhaber der Radiologie-Praxis „Körpergrafie“ in Bredeney, Abteilungsleiter der Kliniken Essen-Mitte und war bis 2010 Diavero-Partner von Dr. Krüger.

Nachfolger von Dr. Stöblen – und bis Dezember 2015 Partner von Dr. Krüger – war Dr. Heiko Pump. Letzterer und Krüger konnten sich aber nicht auf einen Preis für die Praxis-Übernahme durch Pump einigen. Der Mülheimer ist in Essen programmverantwortlicher Arzt des millionenschweren Mammografie-Programms, zu dem alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeladen werden. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein in Düsseldorf vergibt diese Aufgabe.

Ertragreiche Untersuchungen

Dr. Frank Stöblen hatte, als die Diavero-Schließung absehbar war, der KV angeboten, die Aufgabe in Essen fortzuführen. Ohne Screening-Pause. „Fakt ist, dass Dr. Pump als programmverantwortlicher Arzt von der KV weiter mit der Durchführung des Programms beauftragt ist“, teilt die KV auf Anfrage mit. Weiter will sie sich mit Verweis „auf anhängige Verfahren“ nicht äußern.

Im Hintergrund wird vor dem Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen fleißig prozessiert. Dr. Frank Stöblen will die von ihm formulierten Ansprüche, wieder programmverantwortlicher Arzt zu werden, gerichtlich durchsetzen lassen. Bei einem juristischen Zwischenerfolg für Stöblen wies das Gericht auf einen fehlenden Bescheid hin und forderte Unterlagen von der KV ein. Der Kampf um die ertragreiche Zuständigkeit geht also weiter.

Dr. Heiko Pump hat jetzt erst einmal das „Mamm-Mobil“ in Rüttenscheid aufstellen lassen. Als Übergangslösung. Die Frauen, deren Mammografie-Termine Ende 2015 abgesagt wurden, erhalten jetzt Briefe mit neuen Terminen. Pump sucht neue Praxisräume in Essen. Die, so hoffen der Mediziner und die KV, sollen im April eröffnet werden und dann das „Mamm-Mobil“ wieder ablösen.