Essen. . Mit Hilfe einer Verordnung will die Stadt Essen die wachsende Zahl verwilderter Katzen eindämmen. Freigänger sollen sich nicht mehr vermehren können.
„Tier sucht Mensch“ heißt es täglich in dieser Zeitung. Aufmerksamen Lesern dieser Rubrik wird nicht entgangen sein, dass es häufig Katzen sind, die das Tierheim an einen neuen Besitzer vermitteln will. Mehr als 2000 herrenlose „Stubentiger“ wurden allein im vergangenen Jahr an der Grillostraße abgeben. In den meisten Fällen ließ sich mangels Kennzeichnung nicht ermitteln, wohin die Tiere gehören.
Nicht allein aus diesem Grund will die Stadt Essen Halter von Katzen dazu verpflichten, ihre Tiere durch eine Tätowierung oder mit einem Mikrochip kennzeichnen und anschließend registrieren zu lassen, sofern es sich wohlgemerkt um so genannte Freigänger handelt. Damit nicht genug: Katzen, die es sich nicht nur daheim am warmen Ofen gemütlich machen, sondern die sich frei in der Natur bewegen, sind zu kastrieren. Einer Verordnung zum Schutz freilebender Katzen soll der Stadtrat Ende Februar zustimmen. Haltern, die gegen die Verordnung verstoßen, wird ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro angedroht.
Die Stadt will so verhindern, dass sich freilebende Katzen zwischen Karnap und Kettwig weiter unkontrolliert vermehren. Elke Esser-Weckmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins Groß-Essen, schätzt deren Zahl auf 20 000. Jede Hauskatze und jeder Kater, der als Freigänger durch die Gegend streunt und geschlechtsreif ist, trage dazu bei, dass sich die Zahl der freilebenden Katzen weiter erhöht. „Diesen Teufelskreis gilt es zu unterbrechen“, betont Elke Esser-Weckmann. Denn häufig litten die Tiere unter Hunger und Krankheiten; der Witterung seien sie schutzlos ausgeliefert, um ihre Reviere müssten sie kämpfen. Kurz: Die Tiere leiden. Eben deshalb erlaubt es der Gesetzgeber den Kommunen, den unkontrollierten Auslauf geschlechtsreifer Katzen einzuschränken.
Stadt schafft mehr Rechtssicherheit
Und auch das soll die Verordnung erlauben: Wird eine freilebende Katze aufgegriffen, darf auch sie kastriert und gekennzeichnet werden. Die Stadt schafft damit mehr Rechtssicherheit. „Tierschützer kommen aus der Grauzone heraus“, formuliert Elke Esser-Weckmann.
Essen betritt damit nicht etwa Neuland. 2007 hat Paderborn als erste Stadt eine entsprechende Verordnung erlassen. Bis heute sind 370 Kommunen in ganz Deutschland diesem Beispiel gefolgt, davon 100 in Nordrhein-Westfalen. Hat die Verordnung zum Schutz der Katzen gehalten, was sich die Initiatoren davon versprochen haben? Elke Esser hebt hervor, dass es in Paderborn keine einzige Klage vor Gericht gegeben habe, Rechtssicherheit sei also geschaffen worden. Was die Anzahl der freilebenden Katzen angeht, habe sich die Situation zumindest entspannt.
Wie schnell dies auch in Essen gelingen kann, bleibt abzuwarten. Eine Erfolgskontrolle soll zehn Jahre nach Einführung durchgeführt werden. Dies entspreche des zu erwartenden Lebensalters freilebender Katzen. Erst nach Ablauf dieser Frist sei mit verlässlichen Zahlen zu rechnen. Apropos Zahlen: Im Tierheim an der Grillostraße suchen aktuell 80 Katzen ein neues Zuhause.
Tierschutzverein hilft finanziell
Der Tierschutzverein unterstützt die Kastration von Katzen auch finanziell. Für Kater gibt es gegen Vorlage der Tierarztrechnung einen Zuschuss in Höhe von 30 Euro, für Katzen 60 Euro. Für die Kennzeichnung per Chip gibt es weitere zehn Euro. Eine Kastration kostet zwischen 100 und 120 Euro.
Bei Erhebungen des Tierschutzvereins und des Cat-Sitter-Clubs Essen wurden an 62 Futterstellen 687 Katzen gezählt: in Vogelheim 80, in Altenessen 67, in Frillendorf 65, in Kuperdreh 59, in der Innenstadt 43. Auch an allen anderen Futterstellen seien zweistellige Zahlen ermittelt worden.