Essen. . Beim Rathaussturm stießen die Narren auf Widerstand. Erst nach Tanz und Gesang übergab der Oberbürgermeister die Schlüsselgewalt an Assindia Carolina I. und Prinz Andre I.

Ein bisschen guter Wille ist beim Karneval ja immer dabei und so sang die Ratinger Stadtgarde Funken „rot-wiss“ trotz nasskalten Wetters: „Ich hab’ gute Laune, draußen scheint die Sonne.“ Sie waren gekommen, um den Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Verteidigung des Rathausschlüssels zu unterstützen – geholfen hat es nichts.

Beim traditionellen Rathaussturm an Weiberfastnacht zogen das Essener Prinzenpaar und das Essener Kinderprinzenpaar samt ihrer Leibgarden in den Amtssitz des Oberbürgermeisters ein, um dem Stadtoberhaupt den Schlüssel zu entwenden. Kufen hatte vorher bereits angekündigt, sich nicht schnell geschlagen zu geben, da er so lange um sein Amt gekämpft hatte. Die klare Kampfansage von Prinzessin Assindia Carolina I. lautete: „Die Herren werden heute nach hinten verwiesen, die Mädels haben das Sagen.“ Mit einem Präsentkorb voller Wellnessutensilien wie Sonnenbankbrille und Köperpeeling – Kufen fährt heute auf Hochzeitsreise – versuchte sie den Oberbürgermeister zu umschmeicheln, doch das reichte noch nicht. Eine Choreographie der Kinderprinzessin Assindia Julia I. und dem Kinderprinzen Lukas I. überzeugte Kufen schließlich zur Abgabe des Schlüssels für die Schatzkammer: „Die ist sowieso leer“, sagte er verschmitzt.

Das Prinzenpaar konnte aber noch mit größeren Geschützen aufwarten. Als Sieger des WDR4 Jeck- Duells war ihr Lied „Gelb und blau“ über die Essener Stadtfarben mit großer Mehrheit zum beliebtesten Jeck-Hit der Session 2015/2016 gewählt worden. Die hunderten Karnevalsbegeisterten, die in das Foyer des Rathauses gekommen waren, feierten ausgelassen zur Live-Darbietung des Erfolgsliedes. Und nach einer Zugabe rang sich Thomas Kufen zur Abgabe des Rathausschlüssels durch. „Ich könnte ja jetzt sagen: Das war eine kurze Amtszeit“, witzelte Oliver Weiss, Vorstandsmitglied des Festkomitee Essener Karneval. Mit dem Auftritts des Stadtoberhauptes, das mit langem Mantel und Federhut einem Musketier glich, war er durchaus zufrieden: „Er ist Karnevalist durch und durch. Wir sind stolz, einen Oberbürgermeister zu haben, der auch jeck ist.“

Auch wenn Kufen wegen seiner Hochzeitsreise nicht am Rosenmontagszug teilnehmen kann, steht er mit Begeisterung hinter den Essener Narren: „Ich bin stolz auf unser Prinzenpaar, das uns über die Stadtgrenzen bekannt gemacht hat. Ich habe sogar WDR4 gehört, wer hätte das gedacht.“