Essen. . Die Uniklinik hat mit Patienten eine Mobiltelefon-App getestet, die beim Einhalten von Medikamentenplänen hilft. Dabei gab es interessante Erkenntnisse.

Ein Mobiltelefon kann viel mehr als Telefonie und Fotografie. Es wird zum praktischen Hilfsmittel, wenn beispielsweise ein Patient vergesslich ist. Handys und ihre Apps, die kleinen Programme auf dem Gerät, sind Helfer und richtige Arzt-Assistenten.

An der Uniklinik Essen wurde dazu die mit Kooperationspartnern entwickelte App „iNephro“ getestet. Die ersten Ergebnisse sind sehr interessant. Und sie machen Lust auf mehr App. Zielgruppe waren Patienten, die nach einer Behandlung, beispielsweise einer Organtransplantion, einem strikten Medikamentenplan folgen müssen. Ihnen sollte das Handy helfen, sich an diesen Plan zu halten.

Die Dokumentation erleichtern

„Unsere Erfahrung ist, dass die Betroffenen bei schriftlichen Vorgaben schon mal etwas nachlässig werden. Das Handy haben sie heute immer dabei. Es kann nicht nur an die Einnahme eines Medikaments erinnern, sondern zudem auch die Dokumentation erleichtern“, erklärt Dr. Stefan Becker den Ansatz. Er ist Nephrologe, Diabetologe und an der Uniklinik Experte für telemedizinische Versorgungssysteme und medizinische Smartphone-Applikationen.

Für die erste Anwendung wurde die App „iNephro“ mit Patienten zwischen 65 und 81 Jahren getestet, die vier bis zehn Medikamente pro Tag einnehmen mussten. Sie erhielten eine technische Einführung und führten je einen Monat Tagebuch auf Papier und mit der App. Bei der Auswertung zeigte sich, dass beim Einsatz des Handys die Vorgaben nachweislich gründlicher eingehalten wurden. Vor allem für Patienten, die viele Medikamente einnehmen mussten, wurde die App zur praktischen Hilfe.

Viele Fragen

In einem zweiten Schritt wurde das „iNephro“-Programm zum Herunterladen im Internet angeboten. Die Zahl der Nutzer wuchs schnell in einen fünfstelligen Bereich. Die weitere Auswertung ergab, dass ältere Patienten die App länger nutzen als jüngere. Außerdem hilfreich für die Experten der Uniklinik: Aus der praktischen Anwendung kamen Verbesserungsanregungen der Nutzer, mit denen die App weiterentwickelt werden konnte. Für die Patienten wichtig: Sie wollten Veränderungen im Gesundheitszustand erkennen, Messwerte einsehen und Informationen zur Erkrankung abfragen.

Die Studie lieferte aber nicht nur Antworten, sondern generierte auch Fragen. „Die sind vor allem technischer, medizinischer und regulativer Natur“, erklärt Dr. Stefan Becker. Beim Aspekt Technik geht es um die Software. Auf welchem Handy läuft die App? Und: Wie kann ein Datenaustausch ermöglicht werden, beispielsweise zwischen der Uniklinik und einer Facharztpraxis in Katernberg. Hier kommt man zu medizinischen und regulativen Fragen. Ist dieser Austausch erwünscht? Und erlaubt? Wie transparent wird ein Patient? In Österreich gibt es seit zwei Jahren eine zentrale elektronische Gesundheitsakte, die Informationen zusammenführt. In Deutschland wäre sie so nicht mit dem Datenschutz vereinbar. Und dann die Frage: Wer bringt die Apps auf den Markt? Ein Krankenhaus? Eine Krankenkasse? Das Gesundheitsministerium? Es geht um Zuständigkeiten. Und um Kosten: Eine App kann in der Entwicklung und Einführung schnell 250. 000 Euro kosten.