Essen.. Fast die Hälfte der Stellen ist nicht besetzt – trotz steigender Aufgaben. Die Wartezeit für Termine liegt mittlerweile bei sieben Monaten. Das schürt Frust.
Den Notruf-Knopf haben die Mitarbeiter in der Ausländerbehörde schon vor Wochen gedrückt. „Wir sind am Ende unserer Kräfte“, heißt es in einer internen Überlastungsanzeige. Auf fünf Seiten listen sie dort schonungslos die Zustände in ihrer Behörde auf. Es geht um den akuten Personalmangel. Um monatelange Wartelisten für Termine. Postberge, die immer höher werden. Um den steigenden Frust bei Flüchtlingen und Migranten. Um die Überlastung der Belegschaft. Vor allem aber fürchten die Mitarbeiter mittlerweile um ihre eigene Sicherheit.
„Manch einer ist der Belastung nicht mehr gewachsen, der Krankenstand steigt und wer kann, bewirbt sich weg“, sagt auch Martina Peil von der Gewerkschaft Verdi, die nach einem Vor-Ort-Besuch am Montag ebenfalls Alarm schlug. „So kann es nicht weiter gehen“.
Ausländerbehörde: Die Hälfte der 35 Stellen ist nicht besetzt
Fast die Hälfte der 35 Stellen in der Ausländerbehörde seien derzeit nicht besetzt. Entweder durch Krankheit oder Fluktuation. Auf der anderen Seite nimmt die Arbeit rasant zu. Im vergangenen Jahr waren es über 80.000 Fälle, um die sich die Mitarbeiter kümmern mussten. Das waren über 20.000 mehr als noch 2014. Eine der Hauptursachen ist die Flüchtlingswelle.
Die Behörde hat zwar mit einer Umorganisation versucht, dem wachsenden Arbeitsaufkommen zu begegnen. Beispielsweise ist der Montag nur noch für Anmeldungen reserviert, damit die Neuankömmlinge ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen können. Das aber hat zur Folge, das für die übrigen Aufgaben weniger Zeit und Personal bleibt. „Wir können die Flamme damit kleiner halten, wir schaffen es aber nicht, das Feuer auszutreten“, bestätigt der zuständige Amtsleiter Jörg Stratenwerth.
Ausländerbehörde: „Alt eingesessene“ Migranten reagierten gereizt
Mittlerweile müssen Ausländer sieben Monate auf einen Termin warten, wenn sie beispielsweise ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern lassen wollen. Vor anderthalb Jahren lag die Wartefrist noch bei 14 Tagen. „Gereizt und ungeduldig“ würden die „alt eingesessenen“ Migranten reagieren, weil ihre Anliegen nach hinten rückten, heißt es.
Flüchtlinge versus Migranten: „Der Ärger entlädt sich bei den Mitarbeitern in der Ausländerbehörde“, stellt auch Martina Peil fest. Die zunehmend aufgeheizte Stimmung macht den Mitarbeitern Angst. Wie aus einem weiteren Schreiben hervorgeht, fürchten sie um ihre Sicherheit, auch weil es in manchen Bereichen der Ausländerbehörde keine Sicherheitsschleusen gibt.
Verdi: Bürgerämter sollen wieder als Meldebehörde fungieren
Um die Zustände in der Ausländerbehörde zu verbessern und die Mitarbeiter zu entlasten, fordert Verdi mindestens 15 neue Stellen – möglichst sofort. Außerdem sollten auch die Bürgerämter wieder als Meldebehörde fungieren. Das würde das Ausländeramt entlasten, heißt es.
„Die Personaldecke ist zu dünn für die Aufgabenfülle, die wir mittlerweile zu erledigen haben“, sagt Amtsleiter Stratenwerth. Möglicherweise heute entscheidet sich, wie viel neue Stellen er für die Ausländerbehörde genehmigt bekommt. Doch klar ist auch: Die Arbeit in der Behörde ist komplex, neue Mitarbeiter einzuarbeiten, braucht Zeit.