Essen-Altenessen. Bäcker Klaus Peter besuchte für fünf Tage das Land. In einem Flüchtlingscamp überreichte er Spenden-Pakete, in einem anderen buk er Fladenbrot.
Der Name Peter steht für ein Essener Familienunternehmen mit langer Tradition. Peter steht in gleichem Maße für Wohltätigkeitsaktionen. Mal unterstützt der Großbäcker Kindergärten in Essen und Umgebung, mal Sportvereine. Ende vergangenen Jahres ging Klaus Peter (53), einer der zwei Geschäftsführer, im Sinne des Wortes über die Grenzen hinaus. Sein Ziel waren zwei Flüchtlingscamps im Nord-Irak.
Mit der vorweihnachtlichen „Ein-Stück-Welt“-Brotaktion – die Zutaten waren so vielfältig wie die Menschen – hatten die Großbäcker aus Altenessen 10.000 Euro gesammelt. Sie sollten dem Caritas-Flüchtlingshilfe e.V. zugute kommen. Diese befand, dass das Geld am besten für direkte Hilfe vor Ort in der Krisenregion verwendet werden solle und schlug ein Flüchtlingscamp im Nord-Irak vor. „Die Caritas-Flüchtlingshilfe macht dort, aber nicht nur dort, einen tollen Job. Es war eine super Idee“, erzählt Klaus Peter. Daher entschied der 53-Jährige nicht aus Skepsis, sondern aus Neugier, eine Delegation der Caritas-Flüchtlingshilfe Essen in den Irak zu begleiten. „Ich wollte mir selbst ein Bild machen. Zudem konnte ich die Pakete, die durch unsere Spende bestückt wurden, persönlich verteilen“, erzählt der Unternehmer. Kleine Schleckereien und Winterkleidung waren drin. Die Sachen seien in der Region besorgt worden, sagt Klaus Peter.
Das war im Camp Ankawa 2, in dem u.a. 1500 christliche Familien leben, die aus Mossul vor dem IS geflohen waren. Das Schicksal, erzählt der Essener, sehe man dem einzelnen nicht sofort an. So lernten sie unter anderen eine Mittelstand-Familie kennen, die auf der Flucht gestoppt, mit dem Tod bedroht und dann ihrer Habe samt Auto beraubt wurde. Solche Erfahrungen bleiben nicht ohne Wirkung. „Ich habe einiges gelernt während der Tage im Irak. Es bleibt die Verbundenheit mit den Menschen hier. Und ich differenziere heute deutlich stärker. In Deutschland wird meiner Meinung nach zu viel pauschalisiert.“
Die fünftägige Reise führte die Delegation aus dem Ruhrgebiet auch ins Camp „Mam Rashan“, das mittlerweile auf etwa 3000 Container angewachsen ist, und in dem zu diesem Zeitpunkt das „Flüchtlingsdorf NRW“, mit Spenden aus Nordrhein-Westfalen aufgebaut, eingeweiht wurde. Dazu gehört auch eine Backstube zur Selbstversorgung, die vom Essener Schuh-Riesen Deichmann finanziert wurde. Backstube? Klaus Peter nutzte die Gelegenheit, mit den vier dort arbeitenden Flüchtlingsfrauen gemeinsam Brot zu backen. „Das Backen selbst hat gut geklappt. Die Frauen waren beim Kneten des Teiges, der sich in seiner Konsistenz stark von unserem unterscheidet, deutlich fingerfertiger als ich“, erinnert sich Klaus Peter und muss schmunzeln.
Der Essener Großbäcker und Rotarier hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Und er hat Gegensätze gesehen. Hier die Armut der Flüchtlinge, „wobei nicht alle bei Null anfangen müssen“. Dort eine weitgehend intakte Infrastruktur, „die unter anderem an vielen öffentlichen Orten und in den Flüchtlingscamps freies WLAN bietet.“
Zu tun gebe es trotzdem noch genug. Als nächstes müsse die Gesundheitsversorgung und –vorsorge in den Angriff genommen werden. „Die Hilfe zur Selbsthilfe muss angeschoben werden“, meint Klaus Peter. Zur Selbsthilfe gehört es im weitesten Sinne auch, dass die Flüchtlinge erfahren, was sie in Deutschland erwartet. „Es gibt hier im Camp keine ,Betriebsanleitung’ für Deutschland. Aber so etwas wird dringend benötigt. Daran wird zurzeit gearbeitet.“
Fünf Tage sind wenig, genügten aber, um zusätztliche Motivation zu tanken. „Definitiv ja“, antwortet Klaus Peter auf die Frage, ob er ein zweites Mal den Flieger von Düsseldorf nach Erbil, in die Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan, nehmen wird. Essen und Umgebung und die Sportvereine wird er darüber nicht vergessen.