Südostviertel/Huttrop. .
Die Ideenbörse für den unteren Teil der Steeler Straße ist eröffnet: Zum dritten Mal diskutiert ein „Runder Tisch“ über die aktuellen Leerstände zwischen Wasserturm und Bahnunterführung und versucht, Lösungen zu finden, die auch umsetzbar sind. Bereits im Vorfeld hat Andreas Wilhelm, Eigentümer des XXL-Herrenausstatters gegenüber vom Wasserturm, alle betroffenen Hauseigentümer über das Katasteramt ermittelt und eingeladen. Mit Erfolg: Rund 22 Betroffene sind dem Aufruf gefolgt, „das ist eine erstaunlich hohe Resonanz“, freut sich Wilhelm.
Spezialläden statt Branchenmix
Eine Teilnehmerin ist Barbara Küppers-Hellmann. Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie ein Wohnhaus von den Eltern geerbt. „Mein Vater hat das Haus gebaut“, erzählt sie „damals war die Steeler Straße eine gute Lage“. Bis heute seien Wohnungsvermietungen kein Problem, „aber wir finden einfach keinen geeigneten Mieter für die beiden Ladenlokale im Erdgeschoss“. Bis Mitte der 1980er-Jahre hätten sie feste Mieter gehabt, „doch seitdem gelingt es uns nicht, einen Interessenten zu finden, der langfristig bleiben kann“. Wie ihr geht es vielen anwesenden Hausbesitzern.
„Wir müssen einfach etwas tun, um unsere Immobilien zu retten“, sagt Andreas Wilhelm. 2011 hat er die Immobilie des ehemaligen Olympia-Theaters, eines der ältesten Kinos Essens, gekauft und aufwendig renoviert. Damals war der Geschäftsmann von der guten Lage direkt an der A40 überzeugt. Auch die Essener Wirtschaftsförderung hoffte, dass der Herrenausstatter eine Initialzündung für weitere Neuansiedlungen an der Steeler Straße sein könnte. Die Rechnung sei nicht aufgegangen.
„Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam was auf die Beine stellen, um den Abwärtstrend zu stoppen“, appelliert Wilhelm an die Runde. So könne er sich vorstellen, ein Einzelhandelskonzept zu erstellen, das mit entsprechenden Läden eine bestimmte Klientel anspricht, die aus ganz Essen kommt. Spezialgeschäfte statt des üblichen Branchenmix’ – das klingt für Barbara Küppers-Hellmann durchaus plausibel.
Auch Bernd Burchhardt besitzt eine große Immobilie an der Steeler Straße. „Hier gibt es zu wenig Parkmöglichkeit, gute Läden funktionieren aber nur mit entsprechendem Parkraum“, benennt er einen Grund für die Leerstände, „zudem hat die Stadt das Viertel lange vernachlässigt“. „Es gibt bereits ein neues Verkehrskonzept für die Steeler Straße, die von vier auf zwei Spuren umgebaut werden soll“, so Bezirkspolitikerin Sabrina Schieweck (SPD). Dadurch würde man mehr Parkraum gewinnen. Eine Probephase soll noch in diesem Jahr anlaufen. Zunächst müsse man sich einen Überblick verschaffen: Dafür wird Andreas Wilhelm nicht nur großformatige Fotos aller Häuserfronten machen, sondern auch einen Film aus verschiedenen Perspektiven (Auto und Straßenbahn) drehen, „damit alle wissen, worüber wir reden“.