Steele.

Ayob Faradjpour ist sauer: Auf der Tür seines Kufo-Cafés im Steeler Kulturforum prangt ein Freifunk-Aufkleber. Der Gastwirt gehörte zu den ersten, die sich einen Router des gemeinnützigen Vereins besorgt haben, um seinen Gästen kostenfreies Surfen im Internet ohne Voranmeldung via WLAN zu ermöglichen. Doch seit einem halben Jahr herrscht in Steele Funkstille: Es ist nicht mehr möglich, über den Anbieter ins Internet zu kommen. „Täglich kommen zehn Leute hier in den Laden und beschweren sich“, ärgert sich Faradjpour.

Jürgen Schaaf kennt diese Beschwerden. Er wird tagtäglich von Steeler Geschäftsleuten und Bürgern auf das defekte Freifunk-Netz angesprochen. „Sie halten mich für mitverantwortlich“, so der Betreiber der unabhängigen Homepage „essen-steele.de“. Da er von der Idee überzeugt war und über viele gute Kontakte in seinem Heimatstadtteil verfügt, hat er dem ehrenamtlichen Verein Freifunk bei dem Vorhaben unterstützt, aus dem Mittelzentrum eine freie WLAN-Zone zu machen. Zunächst mit Erfolg: Seit Mitte April haben sich immer mehr Gastronomen, Einzelhändler und Privatpersonen überzeugen lassen, sich einen Router ins Geschäft oder in die Wohnung zu stellen, um Besuchern und Steelensern ein lückenloses Netz zu ermöglichen.

Doch seit rund einem halben Jahr ist’s vorbei mit der Euphorie. Die Technik ist defekt – und Jürgen Schaaf, bei dem seitdem täglich Beschwerden eintrudeln, reicht diese vergeblich an die Freifunker weiter: „Nach mehreren Anläufen, Kontakt aufzunehmen, habe ich kürzlich eine Mail bekommen, die mich ziemlich fassungslos gemacht hat.“ Darin informiert Freifunker Leon Hellmann darüber, dass der Verein „aktuell in alle Essener Flüchtlingsheime Freifunk bringen“ solle, wie mit der Stadt vereinbart. „Aus diesem Grund treten Aktionen wie Freies WLAN in Steele in der Priorität zurück“, schreibt Hellmann.

Für Jürgen Schaaf ist das jedoch nur eine Ausrede: „Als die Probleme erstmals auftraten, war von Flüchtlingsheimen in Essen noch gar keine Rede, erst recht nicht von einer Versorgung mit Freifunk.“

Zudem impliziere eine Absprache mit der Stadt, Flüchtlingsheime zu unterstützen, keineswegs eine Vernachlässigung von Steele. Immerhin habe der Verein noch vorm vergangenen Sommer angekündigt, das Steeler Freibad als erstes Bad in NRW mit WLAN auszurüsten. „Passiert ist seither nichts.” Darüber sei der Schwimmverein nicht glücklich. Auch beim Grend sei man verärgert, denn das Kulturzentrum habe sich bereit erklärt, eine Freifunk-Antenne auf dem Dach zu installieren. „Der Grend-Leiter Johannes Brackmann hat mit der Stadt zig Gespräche geführt, um die Genehmigung einzuholen – doch Freifunk ist nicht mehr aktiv geworden.“

Schaaf vermutet, dass der Verein Freifunk nicht die notwendige Infrastruktur besitze, um Versprochenes und werbewirksam Angekündigtes umzusetzen. „Dazu fehlt ihnen einfach die Man-Power.“